Von einer lähmenden, aus Depression geborenen Schreibblockade zu einem Überraschungsalbum nur wenige Monate nach einer Platte früher im Jahr: Wer oder was hat The National nur so angestachelt?

Am Freitag bei einem Festivalauftritt angekündigt, in der Nacht von Sonntag auf Montag ist es schon da – mit „Laugh Track“ machen die US-Amerikaner keine halben Sachen. Das verwundert nicht wirklich, denn die Songs der beiden Platten stammen größtenteils aus denselben Sessions. Da ergibt es auch Sinn, dem Nachfolger ein sehr ähnliches Albumcover zu verpassen.

Im Vorfeld soll es wohl bereits Anzeichen auf bald kommendes, neues Material der Indie-Crooner gegeben haben: Die beiden Singles „Alphabet City“ und „Space Invader“ brachten die Gerüchteküche bereits zum Kochen, dann landete ebenfalls irgendwann eine rätselhafte Tracklist im Internet.

Nun ist das Geheimnis gelüftet und die Gerüchte bestätigten sich – und es ist klar, dass es viele Parallelen zum Vorgängeralbum „First Two Pages Of Frankenstein“ gibt. Trotzdem zeigt sich „Laugh Track“ mit vielen nuancierten Eigenheiten.

Die kommen wahrscheinlich daher, dass The National die Songs regelmäßig und ausführlich in den Soundchecks der Tour zu „First Two Pages Of Frankenstein“ spielten und das Material die Gelegenheit hatte, sich mehr oder weniger auf der Bühne zu entwickeln.

Aber auch ohne dieses Vorwissen würde schnell auffallen, wie fließend und ausufernd „Laugh Track“ sich an vielen Stellen zeigt. Die Band findet Gefallen am langen Atem und lässt den Songs viel Raum, noch mehr als sonst, zur sorgfältigen Entfaltung.

Der Titeltrack etwa mit Phoebe Bridgers als Dauergast im The-National-Kosmos baut sich zauberhaft behutsam auf und schichtet sich bis zu einem feierlich introspektiven Stück hoch, in dem Bridgers‘ rauchige Stimme mit dem gefühlvollen Bariton von Frontmann Matt Berninger schmust.

„Weird Goodbyes“, die Single mit Bon Iver, die bereits 2022 erschien, lässt es langsamer angehen und wendet sich wieder nachdenklicheren Klängen zu. Berninger singt wieder über seine psychischen Probleme, an der die Band fast zerbrochen wäre.

Aber wie vor einigen Monaten schmort der Sänger nicht mehr im eigenen Saft, sondern reflektiert die schwierige Zeit. Es geht um die Wege im Leben, die ihn an die Stelle geführt haben, auf der er heute steht und wieder zu sich findet.

Nach dem fast schon country-esken Duett mit Rosanne Cash in „Crumble“ schwillt der Closer und heimliche Dreh- und Angelpunkt der Platte, „Smoke Detector“, langsam, aber entschlossen an. So hat man The National schon länger nicht mehr erfahren. Denn die Band prescht ernst voran, spielt sich frei und nimmt sich dafür fast acht Minuten. Minuten, die gut investiert sind: Diese rabiate, chaotische und fokussierte Seite des Quintetts fasziniert und reißt mit.

Am Ende ist „Laugh Track ein kohärentes Beistück zu „First Two Pages Of Frankenstein“. Es ist kein zweites Kapitel, sondern eine Bonus-Kurzgeschichte. Kein weiterer Teil, sondern ein überzeugendes Add-on.

Das bedeutet allerdings nicht, dass das Album weniger zu gewichten oder sogar irrelevant sei: Es ist ein essentieller Teil der jetzigen Phase von The National, das die Zeit nach der großen Unsicherheit weiter ausführt und das weiteres Leben in die Geschichte von The National bringt.

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