Als Blue Roses veröffentlichte sie 2009 ihr gleichnamiges Debütalbum. 14 Jahre und einige EPs später erscheint mit „Radio Red“ das zweite Studioalbum von Laura Groves – nun unter ihrem eigenen Namen.
Eine entspannte Rastlosigkeit zieht sich durch „Radio Red“ und trieft dabei vor 70er- und 80er-Referenzen, ohne aber bloß ein austauschbarer Abklatsch dieses Modetrends zu sein. Mit dieser Platte gräbt Laura Groves viel tiefer und schafft eine Ästhetik abseits des neonpink-blauen Kitsches.
Der verträumte Opener „Sky At Night“ gibt mit seinen verwaschenen Klavierakkorden einen guten Vorgeschmack auf das zerknitterte Klangbild von „Radio Red“. Laura Groves singt „I can’t pin you down, for the love of trying“ und beschreibt damit auch das Album selbst, das sich nur schwer auf ein einziges Genre reduzieren lässt.
So trifft warmer Dream-Pop auf souligen Vintage-Sound im üppigen „Good Intention“, während sich „Sarah“ als reduzierte Klavierballade an Art-Pop wie auf Kate Bushs „Hounds Of Love“ versucht.
Über brummende Synths verdichten sich in „D 4 N“ die Gesänge von Laura Groves und dem britischen Musiker Sampha. Es ist das Herzstück des Albums und erinnert an „Lost Girls“ von Bat For Lashes. Womöglich rührt diese musikalische Annäherung auch daher, dass Laura als Keyboarderin 2019 Bat For Lashes auf ihrer Tour begleitet hat.
Nach einem schlaftrunkenen E-Gitarren-Intro erwacht „Synchronicity“ und funkelt dabei wie Tautropfen in der Morgensonne. Lauras Stimme haucht dabei dem Tag erst Leben ein. Auch „Make A Start“ lebt von der zarten Instrumentierung, die ihre ausladenden Melodien unterfüttert.
Das stete Schlagzeug als Konstante bildet in „Any Day Now“ den Gegenpol zu den schwimmenden Gitarren und dem zappeligen, telegrammartigen Motiv im Mittelteil. Der Track sorgt für die notwendige Dynamik inmitten der gelegentlichen Monotonie.
„I’m Not Crying“ behandelt den zermürbenden Zwiespalt am Ende einer Beziehung. Zeilen wie „I’m crying, I’m not crying, baby, please“ oder „Come back and leave me alone“ zeigen das innerliche Ringen um Erlösung. Die sanfte Textur des Songs wirkt unerwartet beruhigend und hypnotisch.
Die Musik auf „Radio Red“ lässt nur einen Schluss zu. Laura Groves muss riesengroß sein. Denn sie steht mit beiden Beinen fest am Boden und steckt gleichzeitig in Tagträumen schwelgend mit dem Kopf in den Wolken.