Als hätte ich ein paar unsichtbare Ketten abgelegt – Georgia im Interview

Alles neu mit Album Nummer drei? Die schon viel zitierte Grundsatzveränderung vor dem vermeintlich so wichtigen dritten Studioalbum macht dieser Tage auch vor den Toren von Englands Pop-Sängerin Georgia Halt. Nach den beiden ersten Werken „Georgia“ und „Seeking Thrills„, die Georgia nahezu komplett im Alleingang aufgenommen und produziert hat, wagte die Britin nun erstmals eine Zusammenarbeit mit einem Produzenten (Rostam). Diese Neuerung im Arbeitsprozess hat auch Auswirkung auf die musikalische Ausrichtung. So klingt „Euphoric“ genauso, wie der Titel es vermuten lässt: lebensbejahend, euphorisch und positiv. Kurz vor der Veröffentlichung des Albums trafen wir uns mit Georgia zum Interview und plauderten über ungeplante Kurswechsel, wichtige musikalische Stellschrauben und familiäre Wegweiser.

MusikBlog: Georgia, wie „euphorisch“ blickst du der Veröffentlichung deines neuen Studioalbums entgegen?

Georgia: (lacht) Ich bin in der Tat sehr euphorisch, was das neue Album angeht. Diesmal ist so viel anders. Das steigert natürlich die Vorfreude und auch die Anspannung.

MusikBlog: Du hast für das neue Album zum ersten Mal mit einem Produzenten zusammengearbeitet. Wie kam es dazu?

Georgia: Ja, das mit Rostam war schon ziemlich verrückt. Er meldete sich irgendwann bei mir via Instagram. Das war noch, bevor mein letztes Album herauskam. Er meinte, er habe mich auf dem Track „Live Like We’re Dancing“ von Mura Masa gehört und nun große Lust mit mir zu arbeiten. Im November 2019 war ich dann für einen Showcase in Los Angeles. Danach hatte ich ein paar Tage frei. Ich bin dann spontan zu ihm ins Studio und dann haben wir uns hingesetzt und innerhalb einer Session den Song „It’s Euphoric“ eingespielt und aufgenommen – von Anfang bis Ende. Das hat mir damals so einen Energieschub gegeben, dass ich gar nicht mehr wusste, wo vorne und hinten ist. Es war richtig berauschend. Dann kamen später noch all die anderen neuen Songs dazu. Plötzlich war da dieser positive Vibe, der sich durch alle Songs zog. Da war mir klar, dass das Album nur „Euphoric“ heißen konnte.

MusikBlog: Was war der Hauptauslöser für die guten Vibes?

Georgia: Ich weiß nicht, das war irgendwie ein fließender Prozess. Ich war plötzlich mit einem Produzenten zusammen und es hat richtig gut funktioniert. Ich lebte ein paar Monate in Los Angeles und hatte irgendwie das Gefühl, angekommen zu sein. Das war alles richtig befreiend, als hätte ich ein paar unsichtbare Ketten abgelegt.

MusikBlog: Haben dir auch ein paar Sounds von außen auf deinem neuen Klangweg geholfen?

Georgia: Ja, ich habe diesmal viel Musik von William Orbit und Madonna gehört – Sounds, die Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger richtig hip waren. Dann hat mich auch die Filmmusik von „The Beach“ sehr inspiriert, und natürlich auch all die klassischen Songwriter wie Kate Bush, Joni Mitchel und Neil Young.

MusikBlog: Gibt es einen Song auf dem Album, der dir besonders am Herzen liegt?

Georgia: Meine neue Single „Give It Up For Love“ ist ein Song, der mir aus zwei Gründen sehr viel bedeutet. Ich mag es, wenn ein Popsong auf Reisen geht und man das Gefühl hat, dass man musikalisch stetig mit einer Wendung rechnen muss. Das gefällt mir sehr. Auf der anderen Seite hat der Song auch inhaltlich eine starke Botschaft. Es geht darum, dass man lernt, sich selbst zu lieben. Das ist ein sehr sensibles Thema, das viele Menschen beschäftigt. Ich habe auch einen besonderen Bezug zum letzten Song auf dem Album. „So What“ hat diese klassischen Vibes. Während des Entstehungsprozesses habe ich mich wie eine richtige Songwriterin gefühlt.

MusikBlog: Welchen Stellenwert hat diese Phase, in der du aus Songideen ganze Lieder entstehen lässt?

Georgia: Das ist natürlich eine ganz wichtige Zeit und ein ganz wichtiger Teil im großen Ganzen. Vielleicht würde ich sogar sagen, dass es mein Lieblingspart ist, denn in dieser Zeit ist am besonders kreativ.

MusikBlog: Ich möchte nochmal kurz auf die Zusammenarbeit mit Rostam zurückkommen. Du hast die ersten beiden Alben komplett im Alleingang auf den Weg gebracht. Diesmal hast du Verantwortung abgegeben. War das die größte Herausforderung für dich?

Georgia: Ich musste eine Vertrauensbasis herstellen, das war das Wichtigste. Ich ging erst durch eine kurze Phase, in der ich mich fragte, ob ich es bei der Zusammenarbeit für „It’s Europhic“ belassen soll, oder ob ich für das komplette Album mit einem Produzenten zusammen arbeite. Ich habe da ein bisschen dran gekaut. Aber am Ende war die Neugierde stärker. Dieser Schritt war die eigentliche Herausforderung. Die Zusammenarbeit selber hat mich vom ersten Moment an fasziniert. Ich habe so viel gelernt und da waren so viel Inspiration, Freude und Euphorie. Ich habe meinen Instinkten vertraut. Dafür wurde ich belohnt.

MusikBlog: Könntest du dir mit Rostam eine weitere Zusammenarbeit in der Zukunft vorstellen?

Georgia: Ja, absolut. Aber wer weiß schon, was die Zukunft bringt? Wir werden einfach abwarten und schauen, was passiert. Ich bin auf jeden Fall offen für alles.

MusikBlog: Georgia, dein Vater ist Neil Barnes, Gründer des legendären Elektro-Duos Letfield. War von Anfang an klar, dass du deinem Vater beruflich folgen wirst?

Georgia: Ich würde sagen, dass ich gar keine andere Wahl hatte. (lacht) Ich bin quasi im Letfield-Proberaum aufgewachsen. Damals war das Studio ein Teil unserer Wohnung. Das Babybett stand nur einen Ballwurf vom Mischpult entfernt. Ich bin also von klein auf mit Musik in Berührung gekommen. Das hat mich natürlich immens geprägt, keine Frage. Aber ich bin auch glücklich darüber. Ich fühle mich sehr wohl in meiner Haut – und ich bin happy mit meiner Musik.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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