Wie geht das Altern in Würde innerhalb des Rap-Business? Das ist eine Frage, die im Tagesgeschehen der Szene zwar nicht wirklich Priorität genießt, aber früher oder später doch zwangsläufig hochkommt.

Die frischen, neuen Acts haben da natürlich andere Dinge im Kopf, aber wenn es um eine deutsche Rap-Größe wie Afrob geht, kommt man nach 25 Jahren Karriere irgendwann zwangsläufig ins Grübeln.

Ruht man sich einfach auf seinen Lorbeeren aus und zieht sich zurück? Klammert man sich an die Vergangenheit, weil heute doch so viel anders geworden ist? Oder wagt man es und bleibt sich einfach selbst gnaden- und kompromisslos treu?

Für Afrob gibt es gar keine Alternative zur letzten Option: Wer sich so viel selbst erarbeitet, aufgebaut und erlebt hat, der ist gezeichnet von seinen Erfahrungen. Davon handelt das neue Album „König Ohne Land“.

Der Rapper lässt darauf seine derzeitige Position Revue passieren, genau wie den Weg, der ihn an diesen Punkt gebracht hat. Es geht um Egos, der Treue zu sich selbst und den Drang, Dinge zu bereuen.

Ja, es hat sich viel geändert. Aber Afro zeigt sich gut gerüstet für neue Zeiten: Ohne den Erfolg zu Kopf steigen zu lassen, aber immer mit einem gesunden Selbstbewusstsein rappt der MC darüber, dass es nicht immer einfach lief, aber viel in den schwierigen Zeiten zu lernen war.

Kaum Beachtung am Anfang und Freunde, die dich auslachen? Viele Reisen und jede noch so kleine Möglichkeit wahrnehmen, um die Afrob-Marke zu verbreiten? Sich nicht in Abhängigkeiten werfen für den schnellen Erfolg? Afrob war da, kam am Ende stärker heraus und trägt all das in seinen angenehm ehrlichen Lines zusammen.

Wenn es um das Altern geht, findet der Rapper in „Daumen Hoch“ klare Worte für alle, die Afrob nicht mehr nötig finden: „Was ist mit neuer Platte, Bruder?/ Ist es nicht zu spät?/ Das sagt ihr immer/ Ich komm‘, wenn’s um etwas geht.“

Entspannt soulige Beats tragen zum wohlwollenden Gefühl von „König Ohne Land“ bei. Ganz bewusst nutzt Afrob eher langsamere und geschmeidige New-York-Instrumentals, um die Intensität ganz beim Inhalt der Tracks zu lassen – „Neo-Boom-Bap“, wie er es selbst nennt.

Der Plan geht auf und der Blick zurück ist keinesfalls ein krankhaft nostalgischer, sondern ein zufriedener und fast schon stolzer Blick über die Schulter. Afrob weiß ganz genau, dass er nicht irgendwelchen Trends hinterherlaufen muss, um eine gute Platte zu machen.

Stattdessen ist „König Ohne Land“ ausnahmslos authentisch. Dass der Rapper es heute sein kann, hat er sich hart erarbeitet. Dass er es auch immer noch ist, zeigt seine starke künstlerische Integrität.

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