Statt sich wild auf die Brust zu schlagen und sein Territorium im nächtlichen Berlin zu markieren, schlendert der Stadtaffe Peter Fox 15 Jahre nach seinem Debüt mit „Love Songs“ lieber ganz entspannt zum romantischen Candle-Light-Dinner in der Toskana.
Ist das jetzt diese Altersmilde, von der immer alle reden? Verdient hätte er sie sich, denn schließlich ist Peter Fox mittlerweile schon über 50, Vater zweier Kinder und wohnt im Berliner Villenviertel. Die durchzechten Nächte hat man genau wie die Kotze am Kotti lange hinter sich gelassen.
Es geht dementsprechend weitestgehend ruhig zu auf dem heiß erwarteten, zweiten Soloalbum des Seeed-Mitglieds. Und warum auch nicht, schließlich werden wir alle älter. Aber Alter bedeutet ja nicht gleich Langeweile und das beweist Fox mit „Love Songs“ eindrücklich.
Denn, obwohl das Album im Vergleich zu seinem Vorgänger „Stadtaffe“ (2008) eine deutlich entspanntere Grundstimmung beherrscht, groovt und reimt Fox immer noch mit Ohrwurmpotenzial und überrascht hier und da mit spannenden Samples oder smarten Beats.
Und dabei braucht er gar nicht immer viel, um zu begeistern. „Celebration“ beispielsweise ist so eine minimalistische Nummer, die anfänglich gar nicht nach dem klingt, was sie verspricht, nur um dann nach einer mystischen Bridge in ihr gleichsam gediegenes wie euphorisches Finale auszubrechen, in das man nur zu gern mit einfällt.
Und dann ist der Zauber auch plötzlich ganz schnell vorbei. Wo Peter Fox gerne Urlaub zu machen scheint, ist nach „Love Songs“ auch kein Geheimnis mehr. Nachdem er seinem Haus am See längst abgeschworen hat, weil das Leben kein Ankommen, sondern eine immerwährende Reise ist, dürfte ihn die seine öfter nach Italien führen:
„Saint Tropez is nice / Aber hat keine Vibes / Charmonix-Mont-Blanc, alright / Aber zu kalt / Malibu Beach ist heiß / Aber zu weit / Ich bin und bleib / Toscana Fanboy for life“ heißt es in „Toscana Fanboy“, währen die Gitarren Italienisch zirpen, was das Zeug hält. Das gemächliche Tempo manifestiert die drückende Sommerhitze und trotzdem fehlt es dem Song nicht zuletzt dank Feature-Artist Adriano Celentano nicht an Freshness.
Peter Fox verbrennt mit „Love Songs“ keine Studios mehr, sondern sorgt dafür, dass es dank dieser Platte endlich auch mal ein paar Liebeslieder gibt, die man in diesem Stile bislang noch nicht unbedingt gehört hat.