Das selbstbetitelte Debütalbum von Eyes Of Others ist die Art von Musik, die man spät nachts auf einem unbekannten Radiosender entdeckt, während man übermüdet auf leeren Landstraßen durch die Einöde fährt und daraufhin fast in den Äther gezogen wird.

Nach zahlreichen Band-Projekten veröffentlicht John Bryden als Eyes Of Others nun endlich seinen ersten Longplayer. Der Musiker aus der schottischen Hauptstadt Edinburgh vereint darauf eingängige Melodien mit Einflüssen aus Folk, Acid Techno, Trip-Hop und New Wave.

Daraus entsteht eine Klangkulisse, die sich nur schwer den Vorschriften bestimmter Genres unterordnet. Verschrobenen Liedtexte gewähren Zuflucht vor der oftmals konsumierenden und überfordernden Außenwelt. Und genau in dieser Kombination liegt der unerwartete Charme der Platte.

Bereits seiner EP „Stimulus“ aus 2017 wurden Tendenzen zur Musik von Beck oder The Beta Band zugeschrieben und der Vergleich ergibt Sinn. Denn was sie vereint, ist eine stellenweise desolate Schrulligkeit, die beruhigt.

Das treibende „Ego Hit“ verwandelt die Autofahrt in einen Clubbesuch und klingt dabei wie ein Indie-Pop-Cover von Donna Summers „I Feel Love“. Über die metallischen Beats legt sich ein Schleier aus ätherischen, echoenden Pfeiftönen.

Auch „Big Companies, Large Tentacles“ definiert sich durch ähnliche repetitive Loops. Aus dem ausgeblichenen Duftbäumchen am Rückspiegel wird eine blendende Discokugel. Man fühlt sich an Rock-Balladen mit Hammondorgel aus den 70er Jahren erinnert, bevor sich die spitzen Synth-Hooks in die Gehörgänge bohren.

„New Hair New Me“ hingegen gibt sich verträumt seinen perlenden Akustikgitarren hin und würde das Schiebedach öffnen, wenn diese alte Schrottkiste eins hätte. Es animiert zum Mitklatschen und Mitschunkeln. Eyes Of Others zeigt sich zur Abwechslung auch mal verspielt und harmlos.

Die prägnanten Percussion-Elemente und die schmuddelige E-Gitarre lassen in „Safehouse“ aufhorchen. In einem Remix hätten Tracks wie dieser das Potenzial, vollständig in eine mitreißende Tribal-House-Nummer abzutauchen. Auch das sirenenartige „Come Inside“ lockt mit kollektivem Kreistanzen.

Zwischen Sprechgesang und vokalen Aufwärmübungen entfalten sich in „Jargon Jones And Jones“ lethargische Klangflächen. Im Rhythmus dieses gespenstischen Wiegenliedes passiert man flackernde Straßenlaternen.

„Eyes Of Others“ ist ein vertonter Zauberwürfel, den man gar nicht lösen möchte. Das Farbenspiel der chaotischen Muster hat eine viel ästhetischere Wirkung als die glattgebügelte Monotonie in einfärbiger Stellung.

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