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Arlo Parks – My Soft Machine

Niemand verkörpert „All the feels“ so voller Sanftmut wie Arlo Parks. An der tiefgründigen Geschmeidigkeit, die trotzdem tausende Stimmungsfelder inhaliert, ändert sich auch bei der zweiten Platte der Britin nichts. In puncto Sound werden jetzt aber ganz andere Register gezogen.

Wenn „Collapsed In Sunbeams“ das monochrome Meisterwerk war, dann ist „My Soft Machine“ nun der beherzte Griff in die Farbpalette. Viele, die diesen Weg beim zweiten Album gingen, fanden sich plötzlich kilometerweit vom lieb gewonnen Trademark-Sound wieder und damit auch kilometerweit von den Fans der ersten Stunde.

Dieses Schicksal wird Arlo Parks nicht ereilen. Denn hier erstrahlen plötzlich Elemente, die man nicht mehr missen möchte.

Arlo Parks und ein E-Gitarren-Riff? Come On! Aber echt, da stößt es plötzlich in „Devotion“ durch die wattige Sound-Decke und klappt dabei massig Kinnladen runter. Schon beim zweiten Hören bleiben diese zu, denn es findet hier alles bei der ganzen Experimentierfreude einfach seinen Platz.

Da ist das verschwommene, melancholische „Pegasus“ mit der guten Freundin Phoebe Bridgers sogar noch eins der klassischeren Arlo-Parks-Stücke der Platte.

In „Blades“ schillern Synthesizer und Samples um die Wette – und Arlo übt sich dazu noch in Spoken Word.

Bei „Impurities“ grinsen derweil Tame-Impala-Soundwellen um die Ecke und die Bläser von „Room (red wings)“ riechen nach Jazz. Wo kommen wir denn dahin, wenn diese Künstlerin plötzlich alles kann?

Über all dem thront immerhin weiterhin verlässlich Arlo Parks‘ Stimme, dieser unfehlbare Amors Pfeil für alle Indie-Herzen. Sie wabert so warm, weich, vollmundig wie eh und je und zeigt sich doch synchron zu den ganzen neuen Sounds auch von neuen Seiten. Und das nicht nur im angesprochenen Spoken Word, sondern auch in lieblicheren Melodie-Strukturen wie im von Surfer Rock-inspririerten „Dog Rose“.

Dazu geht es bei „My Soft Machine“ dann auch noch um so innige Themen wie Beziehungen, Hingabe, Ängste und psychische Erkrankungen. „All the feels“ eben. Mit „My Soft Machine“ gibt es bei Arlo Parks nun auch entsprechend viele musikalische Stimmungen. Und damit erneut eins der wichtigsten Alben des Jahres.

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