Ausgerechnet mit dem Titel „Pausenraum“ beginnt „Im Blau“, das dritte Album der Post-Punk-Gruppe Kaufmann Frust aus München und Stuttgart.

Zu Beginn gibt eine eingängliche Melodie den Ton vor, die an den Folk von Peter Doherty’s und Frédéric Lo’s „You Cant’t Keep It From Me Forever“ aus dem Album „The Fantasy Life Of Poetry And Crime“ erinnert. 

Weiter mit den Referenzen geht es dann im Sprech-Gesang: „Da ist ein Licht, das niemals ausgeht / Vielen Dank / Na vielen Dank“. Melancholische und wütende Hoffnung auf das Ende der Einsamkeit wird auf clevere Art mit dem berühmten Zitat „There Is A Light That Never Goes Out“ des gleichnamigen The-Smiths-Songs ausgedrückt.

Nach dem „Pausenraum“ geht es mit einem Ton-Wechsel, Synthesizern und „Irre Fahrten“ weiter: Nachdem hier „die Weichen umgestellt“ worden sind, befördert der Titel-Track „Im Blau“ mit unnachgiebig nervösen Drums die Hörer*innen in den klar blauen Nachthimmel, „wo man die beste Aussicht hat“. 

Hier geht Kaufmann Frust auf die Intention vom Namen des Werkes ein: Die Analogie stellt einen sinnbefreiten, schwebenden Bewusstseinszustand dar, dem „Im Blau“ entgegenkommt. Unbeschwert, aber auch ungewiss kann die Band in diesem Raum ihren Gedanken Luft machen, als ob sie zwischen den Molekülen des Himmels gleitet.

Im nächsten Atemzug thematisiert die Platte mit „Die Gleichen“ die Akzeptanz von psychischen Erkrankungen: „Schwer zu begreifen / Wir sind die Gleichen“. Nach dem Refrain baut sich eine instrumentale, träumerische Landschaft auf, die für die punk-lastige Gruppe ungewöhnlich ist, doch durchaus passend erscheint.

Darauf folgen einige gleichklingende Filler-Songs, dem erst der lyrisch stärkste Track „Das Fragile System“ ein Ende setzt. In dem Song wird im lockerem Dur nicht nur der konsumistische Kapitalismus kritisiert, sondern gleichermaßen die damit verbundene Resignation sich selbst und der Gesellschaft gegenüber erwähnt. „Stabil im System hast du dich niedergelegt / dich installiert und seitdem nicht mehr bewegt“, singt es im Refrain gemächlich, ebenso beinahe zynisch.

Mit „Variationen“ findet Kaufmann Frust wieder zu seinem starrem Punk-Sound zurück, während zuletzt „Wannenrain“ mit einer emotionalen Performance und dem ruhigen, stark elektronischen Klangbild überzeugt. Die verzerrten und zugleich hypnotisierenden Sound-Effekte hinterlassen ein Gefühl der Einsamkeit und Ferne, wie sie bildlich wohl nur von der Farbe Blau eingefangen werden können.

Kaufmann Frust haben es sich in ihrem dritten Album zur Aufgabe gemacht, sämtliche Themen, die mit der Farbe Blau und ihren Analogien zu assoziieren sind, unter einen Hut zu bringen. Nostalgisch blicken Florian Stepper, Matthias Fusel und Jan Breier sowie Oliver Hauber, der als Oliver Earnest auch solo unterwegs ist, auf die Vergangenheit zurück.

Gleichzeitig verzettelt sich die Gruppe etwas mit ihrer neuen Sound-Identität, klingt gleichzeitig aber auch repetitiv, so dass der Text zu oft aus dem Fokus gerät, als dass er von der Musik verklanglicht wird.

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