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Enter Shikari – A Kiss For The Whole World

Mit Fanfaren hinein in den ewig pubertierenden Elektro-Punk von Enter Shikari. Als ob das nicht Herausforderung genug wäre, heißt der eröffnende Paukenschlag von Plattentitel auch noch ungeniert und überheblich: “A Kiss For The Whole World”. Dabei wollte man doch größtmöglichen Abstand halten zu diesem prätentiösen Gebolze, bei dem Magengeschwüre wuchern und Furzkissen bersten.

Die Band aus St Albans in UK begann ihre Karriere als hyperventilierende Stroboskop-Kapelle. So nervös, dass sich die Foo Fighters das Harakiri als Support auf Tour mitnahmen, bald aber feststellen mussten, dass das womöglich doch nicht die neuen The Prodigy sind.

Denn auch wenn Trancecore draufsteht, ist da nirgendwo ein „Firestarter“ drin. Das wäre der Hörerschaft wohl auch zu despektierlich, weshalb Enter Shikari schon seit geraumer Zeit die sülzigen Melodien und die Synthesizer angehoben haben und bis heute dabei bleiben: „I wanna be ash in the atmosphere/ Please set me on fire“.

Selbst in den eigenen Zeilen klingt das dann ein Stück weit nach Hilfeschrei und bleibt wohl doch nur Koketterie. Denn im Herzen wissen die vier nur zu gut, dass sie Chart-Musik für Leute machen, die sich übertrieben juvenil fühlen, solange sie kein künstliches Hüftgelenk haben. Nochmal so richtig abrocken – bekanntlich auch eine Definitionssache.

In ihrer 17-jährigen Karriere haben Enter Shikari mit diesem Ansatz Festivals vom Opener bis zum Headliner torpediert, wo sich Sänger und postmodernes Rumpelstilzchen Roughton „Rou“ Reynolds über die Blanken hat hetzen lassen.

Das sollte sich abnutzen, würde man meinen. Stattdessen sorgen Enter Shikari mit einem grünen Anstrich doch noch für etwas, das sich zeitgemäß schimpft, schließlich wurde die Platte ausschließlich mit Sonnenenergie aufgenommen.

Man ist geneigt, zuwider zu halten, dass, nur weil Sonnenenergie im Überfluss vorhanden ist, es ja nicht heißt, dass man sie für polierten Trancecore verschleudern muss, mit Kinderchören aus der Konservendose und noch schlechteren Texten.

„You are under my control/ You are goldfish, I am the bowl.” Und dann folgt diese metaphorischen Transferleistung, die einmal mehr beweist, dass dieser Band sowohl die zynische Exzentrik von Die Antwoord als auch der Punk der Sex Pistols abgeht. Dabei sollte doch genau das der Maßstab sein.

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