Georgia – It’s Euphoric – Neues Video

Kein Release setzt die aufkeimenden Frühlingsgefühle wohl besser in Szene als Georgia’s neue Single „It’s Euphoric“. Mit einer Liebeshymne katapultiert sich die Engländerin nach jahrelangem Warten zurück in die Elektro-Pop-Herzen. Das Musikvideo setzt den Song jedoch in einen alternativen Kontext: Steckt hinter der Liebe lediglich ein Wettlauf um Prestige?

Nichts als Remix-Abfolgen bekamen die Hörer*innen zu Gesicht, seitdem 2020 mit „Seeking Thrills“ das zweites Album von Georgia wie eine Bombe in die englische Dance-Pop-Szene einschlug. Dieses wurde wiederum über drei Jahre hinweg mit konzeptuellen Singles angekündigt.

Unsere Autorin befand zu „Seeking Thrills“ in der Musikblog-Rezension folgendes: „Leider kann der Rest von “Seeking Thrills“ nicht ganz mithalten, denn zu oft hört man Georgia an, dass sie ihren eigenen Stil schreibtechnisch noch nicht ganz gefunden hat.“

Während dort vorrangig rhythmisch mächtige Beats auf wabernde Synthesizer treffen, wird auch in „It’s Euphoric“ ein ähnliches Rezept angewandt. Heraus kommt leicht zugänglicher Pop, der jedoch hier, anders als damals, keinen experimentellen Anspruch stellt.

Wurde so Georgia einst wegen ihres Eifers von den Kritikern der Hof gemacht, Stile wie Hip-Hop und R&B sowie einige Indie-Arrangements mit dem Dance-Sound zu fusionieren, erwartet uns in „It’s Euphoric“ ein erstaunlich simpler Track.

Denn charakteristisch für den Klang der Musik sind: Akustische und elektrische Drums gemischt, einhämmernder, doch weicher Rhythmus, ihre dominierende helle Stimme sowie catchy Melodien. Diese Aspekte tun sich zu einem Signature-Sound zusammen.

Die doch ungewöhnlich träumerischen und langsamen Synthesizer wirken auf Georgia’s sonst so energetische Musik wie eine Art irritierender Weichspüler. Verkommt das junge Talent dem Chart-Syndrom, bei dem Musik zugunsten des kommerziellen Mainstreams optimiert wird?

Das Musikvideo gibt Antworten für jeden besorgten Fan der Engländerin – und visualisiert einen kritischen Blick aufs Verliebtsein. Beschwingt singt Georgia in der Bridge und Refrain: „You don’t have to say something /  When you start to feel something / It’s euphoric / When you’re standing next to me.“

Ein Text, der nachvollziehbar für jedes Individuum mit romantischen Gefühlen ist und vielleicht sogar altbekannte Erinnerungen zum Vorschein bringt. Kontextualisiert im Musik-Video zeichnet sich ein düsteres Bild ab: Junge Menschen, stylisch und komplett overdressed, treten in Slow-Motion auf der knallig blauen Rennbahn im Wettlauf gegeneinander an.

Den Startschuss gibt eine ältere, apathisch wirkende Frau. Während dem Song können wir Georgia dabei beobachten, wie sie überzeugt ihre Lyrics in die Kamera singt, während der Wettbewerb ausgetragen wird. Zuletzt werden die ersten drei Plätze auf einer kleinen Anhöhe gekürt, sogar einen Pokal gibt es für den Schnellsten. Vielleicht die Person, der sich die reichste, schönste, angesehenste Partner*in geangelt hat?

Und so schafft es Georgia, den doch eher enttäuschenden Song durch die Doppeldeutigkeit auf eine weitere, unerwartete Bedeutungsebene zu heben. Die Wandlungsfähigkeit scheint noch da zu sein – wenn auch in einer anderen Kunstform.

„Euphorisch“ kann man also auf den 28. Juli hin fiebern, wenn Georgia ihre Lebens-Euphorie mehr oder weniger zynisch auf dem dritten Album „Euphoric“ auslebt.

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