Yo La Tengo sind die anschmiegsamste aller struppigen Indiebands, mit Songs wie ausgewaschene Flanellhemden, die sich situativ zum Ausgehen oder Hineinweinen eignen – wahlweise auch beides. Sie genießen seit fast 40 Jahren und 20 Alben ihren subversiven Erfolg ganz nach ihren eigenen Vorstellungen.

Man könnte behaupten, Ira Kaplan, Georgia Hubley und James McNew machen Kunst für Kenner und Genießer in Dauerschleife. Tatsächlich zielt das US-Trio im Grunde auf sozial Bessergestellte, die in ihrem Empathie-Haushalt von den Zinsen leben können und Grenzen zwischen zeitlos und aus der Zeit gefallen nicht immer trennscharf brauchen.

Auf „This Stupid World“ verfangen die Texte buchstäblich in zweiter Kategorie: “I want to fall out of time“, heißt es im kribbeligen „Fallout“. “I see clearly how it ends / I see the moon rise as the sun descends,” im ungleich kratzigeren Opener “Sinatra Drive Breakdown.”

Hier werden die Markenzeichen aus hypnotischen Rhythmen und individuell hausierender Gitarren voll ausgespielt, und erneuern den sozialen Kitt für ein erstrebenswertes Miteinander, selbst im Angesicht einer tickenden Uhr.

“Prepare to die/ Prepare yourself while there’s still time” gilt als Weisheit, die in Wirklichkeit so viel schwieriger zu greifen ist, als es auf “Until It Happens” den Anschein macht. Musikalisch bleiben Yo La Tengo nämlich bei unvergleichlichem, zeitlosem Avant-Rock, der die Lust auf The Velvet Underground erneuert, die YLT im Film „I Shot Andy Warhol“ so gekonnt verkörperten.

Lou Reed hätte, wenngleich er in seiner Art wie der ungezogenen große Bruder von YLT wirkt, den Willen zum Kampf gegen alle Widrigkeiten im Titelsong auch nicht schöner ausdrücken können:  “This stupid world – it’s killing me/ This stupid world – is all we have.” Amen.

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