Ich gehöre noch zur Zeichentrickgeneration. Bin mit den Serien rund um irgendwelche Katzen und Mäuse, sprechende Hasen und staubwolkenerzeugenden Kojoten aufgewachsen. Einigermaßen verstörend waren da japanische Animes, mit ihrer hektischen musikalischen Untermalung, die man bis dahin nur von irgendwelchen Videospielen kannte. The Go! Team scheinen gerade diese Musik zu ihrer Vorlage gemacht zu haben.

Die sechsköpfige Band rund um Mastermind Ian Parton vereint auf ihrem neuen Album „Get Up Sequences Part Two“, dem Nachfolger von „Get Up Sequences Part One„, gepitchte Gesänge und Raps mit irrwitzigen Samples aus Disco, Funk und Soul. Wäre das nicht schon manisch genug, klimpert man selbst auch noch ein wenig an den Instrumenten herum.

„Look Away, Look Away“ zelebriert den angesprochenen Anime-Kitsch-Sound und lässt wenig später Rapperin IndigoYaj bei „Divebomb“ zum Protest gegen Abtreibung aus allen Rohren feuern.

Das ist auch notwendig, denn man lässt kaum Verschnaufpausen zu. Die Beats knallen auf Klavierrhythmen und irgendwo im Hintergrund haben sich auch noch ein paar Bläser versteckt. Spielfreude und Klangexperimente waren schon immer ein Faible der mit dem Mercury Award ausgezeichneten Band.

Noch mehr zeichnet sie wohl aus, dass Sie selbst noch so heikle Themen,  stets in ein poppig freudestrahlendes Soundgewand verpacken.

„Getting To Know ( All The Ways We Are Wrong For Each Other )“ nuckelt am Motown-Soul-Lolli mit der Extraladung Zucker und fällt anschließend ins diabetische Koma, wenn „Stay And Ask Me In A Different Way“ demselben Jahrzehnt treu bleibt, aber eher in die Beatrockschiene wechselt.

„But We Keep On Trying“ flötet wenig später selbstverliebt eingängig von der menschlichen Emotionssturheit. Der stimmige weibliche Gesang bzw. die Raps tragen zum Vergnügen bei.

Rapperin Ninja puzzelt sich souverän Soulsamples und pumpende Beats zum Albumhighlight „Whammy-O“ zusammen.

Diese Auszeichnung darf sich auch „Sock It To Me“ umhängen. Lockerflockiger Refrain, auf dichtem Beatteppich gebettet, und ein unwiderstehlicher Drang zur Ohrwurmlastigkeit heften sich längerfristig ins Gehirn.

Das hohe Tempo und die Vielzahl an Klangexplosionen können allerdings auch überfordern. „The Me Frequency“ ist näher an nerviger japanischer Werbung als am Ohrwurm, „Going Nowhere“ pluckert hingegen rastlos um einen simplen Drumbeat und um das Gehör unnötig beanspruchende Synthie-Fierpereien.

Die Brightoner erholen sich schnell wieder, packen mehrstimmigen Gesang bei „Gemini“ aufs bewährte Soulsampling und Breakbeats. Da erinnert der Refrain nicht von ungefähr an die Rocksteady Crew der 80er.

Generell stehen die sechs Briten dem Sound von anderen Samplingkünstlern wie The Avalanches nahe, allerdings auf Speed. „Train Song“ möchte uns mit seiner banjoverzerrten, countryesken Art wohl vom Gegenteil überzeugen, bleibt aber wie süßes Popcorn doch am Althergebrachten kleben.

Der letzte Titel „Baby“ strickt sich mit ähnlichen Zutaten aus Pop und Soul seine ganz eigene Klangzauberwelt. Harmlos harmonisch und doch federnd leicht eingängig sorgt der Titel dafür, dass The Go! Team in Erinnerung bleibt.

So verfolgen The Go! Team wohl einen ganz eigenen Popansatz, der sich bei „Get Up Sequences Part Two“ zu einem freudigen Klangpotpourri vermengt. Irgendwie erinnert es an Len und deren raplastigen Gute-Laune-Samplesound. Kennt die überhaupt noch wer ?

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