„Lobes“ ? Lappen ? Also, dass die zwei Mann von We Are Scientists (plus Keith) Humor haben, ist ja hinlänglich bekannt, aber warum sie ihr achtes Album „Lobes“ nennen, bleibt rätselhaft.

Denn das Album versammelt alles anderes als Lappen, dafür ein paar Indie-Rock-Bretter vom Format der Killers. Keith Murray und Chris Cain mit ihrem Drummer Keith Carne haben sich endgültig den schmissigen Rockrhythmen mit Mitsing-Refrains verschworen.

Schon die erste Singleauskopplung „Operator Error“, die gleichzeitig Opener des Albums ist, schießt eine Breitseite Kanonen der Eingängigkeit. Dass We Are Scientists aus New York stammen, hört man dabei nicht unbedingt, so biedert sich z.B. „Dispense With Sentiment“ schon arg dem britischen Inselsound an. Ein wenig Synthiegeplucker kombiniert mit einem Refrain, welcher bei jedem Mittvierziger die geballte Faust auf die Brust führt. Das verlangt nach mehr.

Und eben davon hat das Duo mit Schlagzeuger scheinbar genug zu bieten. Beim Beginn von „Human Ressources“ treibt es mir kurzzeitig die Tränen in die Augen, wenn die Synthies sich arg nach dem Intro von Underworlds „Born Slippy“ anhören. Ok. War’s wohl nicht.

Aber der bissige Basslauf entschädigt für den überspannten Bogen, bis der Refrain endlich das Feuerwerk der Glückseligkeit steigen lässt. Schon sehr galant, wie die Gitarren am Bass zerbröseln, bevor Ihnen der Classic-Rock Auftritt zugestanden wird, den Sie sich redlich verdient haben.

Falls ihr bis jetzt noch nicht beim Streamingdienst eures Vertrauens das Album im Download habt, gönnt euch „Lucky Just To Be Here“ mit pulsierendem, sphärischen Sound eine kurze Verschnaufpause, bevor auch hier der Chorus die Himmelspforten zum Indie-Rock-Olymp eröffnet.

Die dortigen Halbgötter befinden sich bereits auf den Knien, denn „Turn It Up“ schmeisst den Jungbrunnen an. Mit ordentlich Drive zielt der Titel synthiebefeuert auf die Tanzflächen der Republik, wo sich verschwitzte Körper im pulsierenden Rhythmus verlieren, man lauthals singend den Refrain der Nacht opfert, um letztlich darum bittet, dass dieser Moment nie enden möge. Derartiges Hitpotenzial hatten We Are Scientists schon länger nicht mehr zu bieten. Doch dieser Titel wird so manchen Indie-Club in Ekstase versetzen.

Ja, wir brauchen eine Verschnaufpause. Auch, wenn die Gitarre schon wieder funky zupft und der Beat sich durch die Blutbahn massiert. „Settled Accounts“ bietet solide, eingängige Gitarrenkost. Gut So.

Ebenso wie „Here Goes“, das sich marschierend zwischen Keyboards und Drumbeats den Weg ins Gehör bahnt, dabei ein weiteres Mal den Refrain auf den Punkt liefert.

Mühelos schaffen es die New Yorker auch bei „Parachutes“ und dem folgenden „Less From You“, einen Ohrwurm abzuliefern. Letzterer Titel zielt dabei wieder auf die Bewegung der Extremitäten ab. Mit schmissigen Akkorden und ohrwurmtauglichem Refrain hat auch dieser Titel alle Zutaten dabei, dem feierwütigen Volk Anlass zum Tanzen zu geben.

„Miracle Of 22“ verbeugt sich selbst vor der eigenen Leistung mit einem harmonischen, gitarrenlastigen Track, der „Lobes“ zu Ende bringt. Mit einem unglaublichem Gespür für Refrains sorgt „Lobes“ sehr früh im Jahr für Hochstimmung.

We Are Scientists haben Hitpotential im Gepäck, wenn Sie im Frühjahr durch Deutschland touren. Danach werden die Konzerthallen sicherlich ein paar Lappen brauchen, denn „Lobes“ will gefeiert werden. Wurde auch mal wieder Zeit.

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