Die von Jimi Hendrix gegründeten Electric Lady Studios sind ein legendärer, von Mythen umrankter Ort. Und neuerdings auch die Geburtsstätte des neuen Surf-Curse-Albums „Magic Hour“. Mit dem alten Knaben Zeitgeist will das Quartett aus Reno, Nevada, aber so wenig zu tun haben wie der Rock-Entwurf, der schon damals in diesen vier Wänden entstand. Gut so.

Denn noch eine weitere lieblose Pop-Punk-Platte hätte es jetzt nicht zwingend gebraucht. Und auch die Retro-Rock-Welle hat so langsam ihren Charme eingebüßt. Bei Surf Curse gibt es deswegen einen Ansatz mitten ins Kaleidoskop der gitarren-geladenen Musik. Einmal mit allem, bitte.

Beim Opener „Arrow“ kommt das noch alles recht unspektakulär rüber, die Mischung aus tremolo-getränkten Sounds und einem College-Rock-Grunge-Gemenge ist eher wenig innovativ. Abschalten wäre an dieser Stelle aber ein Fehler, denn die nächsten 11 Songs stecken voller Aha-Momente.

Surf Curse beherrschen nämlich auf der einen Seite das Zähnefletschen. In „Self Portrait“ etwa zerbricht der grungige Alternative-Rock in zerschmetterndem Gekreische der Marke Apologies, I Have None. Und auch bei den scheppernden Viagra-Boys-Gedächtnis-Bläsern in „Fear City“ sind alle Zeichen auf Eskalation pur.

Und man möchte da natürlich mit in den Pit springen, diese Hymnen, die doch bei Pup auch so gut funktionieren, mittanzen, mitschreien, mitfühlen. Aber ganz so leicht wollen es Surf Curse dann eben auch nicht haben. Dafür liebt das Quartett auf der anderen Seite das Spiel mit der instrumentalen Sperrigkeit zu sehr.

Bei „Sugar“ etwa zeigt sich diese Zügellosigkeit in einem überraschenden Reigen aus Polyrythmen, die nach dem Refrain durch die Hörgänge stürmen. „Unwell“ hingegen nimmt sich mit Streichern und Klavier einen gemächlichen Platz im Jam-Quartier und bei „Little Rock n Roller“ ist sogar Platz für verträumte Kopfstimm-Chöre. Wow!

Will man ein Manko finden, dann lautet dieses: Nick Rattigan. Oder noch konkreter: Nick Rattigans Stimmfarbe. Die ist nämlich alles andere als außergewöhnlich und kommt gegen den schieren Kreativitätsoverload der Instrumental-Fraktion etwas mickrig und unaufregend daher.

Aber auch das kann nur minimal etwas gegen die mitreißende Textur von Storytelling-Virtuosität von „Fear City“ oder schlichte Hit-Strukturen wie in „TVI“ ausrichten. Nimm das, Zeitgeist!

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