Kniet nieder ihr Jünger des Gizzverse! Verneigt euch vor dem gefühlt fünfzigsten Album (es ist das 22., Anm. d. Red.) der Prog- und Psych-Rocker King Gizzard & The Lizard Wizard. Seit 2010 sorgen die Australier für einen nicht enden wollenden Output an hörbarem Material für Ihre Fans im Gizzverse. „Laminated Denim“ ist bereits das vierte Album 2022 und der geistige Nachfolger von „Made In Timeland“, dem ersten Release aus diesem Jahr.

Getrieben vom Konzept einer tickenden Uhr, werden beide Alben zusammengefasst. Habe ich schon erwähnt, dass die ganze Psych-Rockszene gerne mit Anagrammen spielt? Nein? Dann nochmal – „Made in Timeland“ und „Laminated Denim“. Ja? Genau.

Die konsumgewöhnten Hörer*innen erschrecken zunächst, da sich nur zwei Tracks auf dem Album befinden. Für die muss man sich aber auch eine halbe Stunde Zeit nehmen, denn die beiden Titel haben nicht umsonst Jam-Session-Charakter.

Fröhlich gestimmt startet „The Land Before Timeland“ mit einer catchy hook auf einem Uptempo Beat. Stetig gesellt sich der Rest der 6-köpfigen Band dazu. Piano und Mundharmonika bringen einen folkigen Anstrich, den der helle Gesang von Stu Mackenzie unterstreicht.

Fast unbemerkt im Hintergrund schleichen sich Wah-Wah-Gitarren ins Getümmel und verleihen dem Track nach wenigen Minuten einen umtriebigen Charakter. Ohne feste Struktur jammen sich instrumentale Spitzen und Soli in einen homogenen Rhythmus.

Nach knapp acht Minuten, etwas mehr als der Hälfte der Titeldauer, spannen King Gizzard & The Lizard Wizard einen Spannungsbogen, den sie zum Finale jedoch (bewusst) versäumen aufzulösen. Stattdessen werden die Gitarrenriffs vom trabenden Bass und einem wabernden Synthesizer abgelöst, der den Titel wieder in die Tickende-Uhr-Konzeptkorsage zurück presst.

Der Nachfolgende Titel „Hypertension“ verfolgt dieses Konzept von Anfang bis zum 15-minütigen Ende. Die Lyrics spielen eine deutlich gewichtigere Rolle, gestehen den fordernden Gitarrensaiten nur mehr selten ihre Solieinlagen zu. Gackernd bringen sich Psych-Rock-Wah-Wah-Gitarren in Stellung, um mit folgenden Gitarrenriffs den Spannungsbolzen, wie bei einer Armbrust, auf Anschlag zu bringen.

Nach drei Minuten ergreift eine manische Stimmung den Titel und führt zu einer instrumentalen Erektion, welche sich in der lyrischen Hypertonie ergießt. Der pulsierende Beat nimmt wieder Tempo auf und treibt die Saiteninstrumente erneut mehrere Minuten zur Höchstleistung. Erst spät gestehen King Gizzard & The Lizard Wizard der wütenden Instrumentalgewalt eine Pause zu und lassen den Titel gemächlich ausphasen.

Die Anhänger des Gizzverse werden sich an „Laminated Denim“ sicherlich laben. Freunde von Jam-Session-Prog-, Psych-, Space-Rock finden 30 Minuten beste Unterhaltung. Die Vielfalt im Sound der Australier lässt sich mit „Laminated Denim“ leider nicht erhören.

King Gizzard & The Lizard Wizard wollen entdeckt werden. Zeit wird’s.

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