Sitzt ihr auch so gerne auf dem Rücken eines Pferdes ? Abends am Lagerfeuer ? Habt Kautabak zwischen den vergilbten Zähnen ? Träumt von unendlichen Graslandschaften und sanften Hügeln ? Wenn ihr all das mit Ja beantworten könnt, dann hat Honey Harper das richtige musikalische Gepäck für euch.

Wie aus dem ehemals dem Post-Punk zugewandten William Fussell das Countrymusik-Alter-Ego Honey Harper wurde, bleibt wohl im Dunkel der Zeit verborgen. Mit seiner Keyboarderin Alana Pagnutti hat er aber die richtige Partnerin für seine fieberhaften Träume vom amerikanischen mittleren Westen gefunden. Auf „Honey Harper And The Infinite Sky“ versammelt er nun auch seine eigene Country-Supergroup aus ehemaligen Mitgliedern von TOPS, Calexico und anderen.

Zumindest dem Whiskey solltet ihr zugewandt sein, wenn ihr das volle Dutzend Countrymusik inklusive permanent gniedelnder Pedal Steelguitar und nasalem Gesang ertragen wollt. Dass er sich der traditionellen Countryklänge verschrieben hat, mag man Honey Harper hoch anrechnen, das Album ist für Nicht-Genrefreunde aber sehr sperrig.

Vom Opener „Reflections“ bis zum fast schon erlösenden, letzten Titel, „Big Sky“ packt Honey Harper pathetische Geschichten und Tagträumergeschichten auf versteckte, kritische Untertöne. Den schnellsten Zugang bietet „Ain´t No Cowboys In Georgia“ dank Pianointro und schäkerndem Rhythmuskonstrukt

Das folgende „Broken Token“ weiß noch mit einem mehrstimmigen Refrain auf klimpernder Tastenakrobatik und jubilierenden Saiten zu gefallen. Mit „One Thing“ schraubt man das Tempo runter und jault gemeinsam mit zahnlosen Wölfen einen wolkenverhangenen Nachthimmel an. Anschließend versucht „Tired Of Feeling Good“ mit gestelzter Ironie zu überzeugen, spätestens, wenn man sich im Duett in die Rock´n`Roll Hall of Fame träumt, hat es sich aber ausgehört.

Die triefende Pianoballade „The World Moves“ mäandert ebenso vor sich hin wie der „Lake Song“. Ein Titel, der wohl fürs Lagerfeuer gedacht ist, im Reigen des Albums aber eher dazu verführt, die Untiefen des titelgebenden Sees aufzusuchen.

Kurz aufhorchen lässt Honey Harper bei „Crystal Heart“, schafft er es hier doch tatsächlich, den nasalen Gesang zu unterdrücken und sich gen Folkmusik auszurichten, was zumindest stimmig ist.

Um nicht am Lagerfeuer wegzudösen, hat Honey Harper „Hard To Make A Living“ und „Boots Mine Gold“ eingepackt. Mit surrenden Saiten und eingängiger Hüftwackelrhythmik mag der erste Track dem Album Leben einhauchen, bevor man sich einige Titel später die Americana-Rock Stiefel anzieht.

Das geht mutig beschwingt in die Beine und der Refrain mit Background-Gesang verweilt im Gehör. Überraschend, aber vor allem schade, dass Honey Harper nicht mehr derartige Songs eingespielt hat. Denn so erstickt der Rest des Albums am staubigen Wüstensand, welcher auf den Pianotasten von „Heaven Only Knows“ liegt.

Für Freunde traditioneller Countrymusik sicherlich ein modernes, wahrgewordenes Märchen, gibt sich „Honey Harper And The Infinite Sky“ für die restliche Hörerschaft schwer zugänglich. Der Gesang näselt mit sperrigem Kiefer, die Steelguitar strapaziert zurrend das Gehör und das gemächliche Tempo des Albums lädt zum Wegdösen ein.

Also all das, was man an der Countrymusik so schätzt. Oder eben nicht.

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