„Cool It Down“ hätte der Planet bereits vor zehn Jahren, als mit „Mosquito“ der letzte Longplayer der Yeah Yeah Yeahs erschien, dringend nötig gehabt.

Inzwischen scheint die Chance dafür vertan, befassen sich Karen Orzolek, Nick Zinner und Brian Chase in Teilen ihrer aktuellen Ausgabe, deren Namensgebung ein The-Velvet-Underground-Song verantwortet, mit der dystopischen Gemengelage, in der wir uns im Jahr 2022 klimatisch befinden.

Ausnahmslos Ü40 und mit – aus Erziehungsverantwortung, Wohnortwechseln, Soloarbeiten (Karen O: „Crush Songs„), Label-Gründung (Chase: Chaikin Records) und Nebenprojekten (Zinner: Head Wound City) gespeister – Lebenserfahrung ausgestattet, lassen ihre neuen Songs mit Blick auf den Raubbau am Lebensraum unserer Erben keinen Platz für Distanziertheit und Zynismus.

Begleitet vom fragilen Gastgesang des Perfume Genius, versucht der Opener „Spitting Off The Edge Of The World“, mit doomigen Weltraumsound die Apokalypse voller Wucht zurückzuschlagen, explodiert anschließend eine „Lovebomb“, die jede von Desillusion geschlagene Kerbe mit zuversichtlicher Wärme flutet.

„In Heaven lost my taste for hell“ berichtet Karen O in „Wolf“, nicht die einzige Stelle, an der die Verletzlichkeit einer exponierten Seele hörbar wird, funkelt die Ballade „Blacktop“ voller Hoffnung aus dem dunklen Schatten der Gegenwart, stehen aber dato im musikalischen Konzept der New Yorker nicht nur epische Opulenz und getragenen Stimmung auf der Agenda.

Zwar fehlt dieser Ausgabe ein Kracher wie „Area 52“ vom Vorgänger, drückt die Band aber auch vor einer noch ausgefeilteren elektro-lastigen Kulisse wie zuletzt ihren Zorn nicht weniger nachdrücklich aus als ihr roher Aufschlag, den sie eingangs des Jahrtausends servierten.

Selbst schwierige Themen dürfen tanzbar sein, ein tiefergelegter Bass, Streicher und satte Synthieteppiche verdichten die Arrangements, entert „Fleez“ fast unverschämt leichtfüßig die Indie-Disco, darf die Gitarre von „Burning“ kräftig jaulen und steht mit „Different Today“ ein wirbelndes Stück Popmusik im Programm.

Auf der Idee aus einer Prä-Corona-Session mit Produzent Justin Raisen (u.a. Charlie XCX) basiert das abschließende „Mars“. Die Durchschnittstemperatur dort ist ebenfalls feindlich, die Yeah Yeah Yeahs wären, wie wir alle, mit weit weniger „Cool It Down“ auf der Erde schon zufrieden.

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