Mit Emeli Sandé verhält es sich ein wenig wie mit schüchternen Musterschüler*innen in den Klassenräumen der Welt: Egal, wie überdurchschnittlich gut sie ihre Arbeit machen – die Lauteren, Auffälligeren stehlen ihnen häufig die Show. Wie groß der Fehler wäre, Sandé deswegen aus den Augen zu lassen, beweist sie mit ihrem vierten Album „Let’s Say For Instance“.

Als Songwriterin für diverse Künstler*innen wie Leona Lewis oder Cheryl Cole kletterte die Britin bisher schon so oft ins Radio wie mit ihren eigenen Hits wie „Read All About It, Pt. III“. Für ihre vierte Platte geht sie aber einen weniger offensichtlichen Weg, lässt mit 16 Songs die beeindruckende Versatilität ihres künstlerischen Handwerks funkeln.

Der R&B-Entwurf, den das Album mit einem breiten Instrumentarium zusammenschustert, versprüht dabei ähnlich viel Wärme wie die Farbpalette des Albumcovers. Man höre die sanften Chorale von „Oxygen“, die erhabenen und dennoch dezenten Bläser in „Summer“, das fein orchestrierte Klavier des Interludes „July 25th“.

Der Opener „Family“ baut mit Texten wie „And though it seems like the night won’t end / The morning’s right around the river bend, I promise“ schon mal das Fundament für den Safe Space auf, der „Let’s Say For Instance“ geworden ist.

Zu dem warmen, gelblichen Schimmern gesellen sich in der langen Spieldauer auch ganz andere Facetten: „There Isn’t Much“ bringt etwa den Pop der 00er-Jahre zurück, „Look In Your Eyes“ tanzt mit funky Disco-Vibes neben Dua Lipa und Bruno Mars, immer wieder bringt ein gezielter Einsatz von Autotune und Samples ein spannendes Prickeln in den Sound.

Im Herzen von „Let’s Say For Instance“ steht jedoch eine unbesiegbare Positivität, ein kleines Care-Paket für all die harten Zeiten da draußen. Darein legt uns Sandé sanfte Streicher („World Go Round“), lebensbejehanenden Gospel („Brighter Days“) und jede Menge Empowerment-Lyrics.

Ob nun der  Zuspruch, wir wären alle „Superhuman“ oder das bekräftigende „Yes You Can“ – am hellsten scheint Sandé in der persönlichen Liebesbekundung an ihre frisch verkündete Partnerin Yoana, das in „Ready To Love“ vor Intensität nur so pocht.

Großes Kino!

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