Comeback-Alben haben es nicht leicht, zu groß die Erwartungen, überkritisch die Beurteilung, wirklich überzeugen können die wenigsten, Blondies „No Exit“ zählte in diese Kategorie.

Da The Jeremy Days nach 27 Jahren nun wirklich niemand auf dem Zettel haben konnte, kann bei der Einordnung ihrer neue Platte über mildernde Umstände nachgedacht werden.

Die hat „Beauty In Broken“ aber gar nicht nötig, von den Protagonisten als Gemeinschaftsprojekt ohne Erwartungshaltung eingespielt, lässt die Band Zeitgeist Zeitgeist sein und klingt, wie es klingt, wenn sich alte Kumpels mal wieder zur Hausmusik treffen.

Das Line-Up war nahezu komplett, als sich die Ex-WG nach einem familiären Gig Anfang 2019 in den Hamburger Docks, für den treue Fans keine noch so weite Anfahrt scheuten, auf die „The Unlikely Return“ Tour begab und Pläne für eine neues Album entwickelte.

Mit dem Soft-Hit „Brand New Toy“, als englischsprachiger Song einer einheimischen Band aus dieser Dekade vermutlich nur von „Blueprint“ der Rainbirds im Airplay getoppt, dem selbstbetitelten Debütalbum und dessen Nachfolger „Circushead“ holten die Hamburger Mitte der 80er die Geschmeidigkeit britischer Popmusik in hiesige Gefilde, platzierten sich neben dem Who is Who der damaligen Szene auf MTV.

Daran knüpfen sie nun – drei Jahrzehnte später – nahtlos an, schon der bereits veröffentlichte Titeltrack, der bittersüß auf die Zeit ihres Auseinandergehens zurückblickt, glänzte durch Zeitlosigkeit, wurden in die restlichen zehn Nummern neben unbedingtem Willen zur Melodie viel vom Sound ihrer Gründerjahre eingepreist.

Das federleichte Piano von „For The Lovers“ legt sich gemeinsam mit Dirk Darmstaedters Gesang wie eine schützende  Glocke über alle Liebenden, versprüht das leichtfüßige „Breathe“ unwiderstehliche Aufbruchsstimmung , grüßen zwischen dem Refrain von „The Deep Dark Night“ ABC, klappern die Saiten eingangs von „Tear Me Up“ ein paar Chris-Issac-Gedächtnis-Akkorde, reicht der Platz auf der „Postcard“ kaum für die dort verfassten Emotionen aus.

Bei so viel harmonischen Arrangements ist es halb so schlimm, wenn „Stupid November“ ein bisschen überhitzt, sich klebrige Background-Chöre und ein forsches Gitarrensolo zum Fury-In-The-Slaughterhouse-Karaoke verabreden.

Den Spannungsbogen hoch zu halten, gelingt zwar nicht auf die Gesamtlaufzeit, aber mit „Beauty In Broken“ landen The Jeremy Days zweifellos einen der Überraschungscoups des Jahres.

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