Den dunkelsten Stunden des Lebens widmen Künstler*innen meist die besonders prägnanten Werke ihrer Diskografie. Ein immer wieder zentrales Thema spielt dabei der Tod und der Umgang mit Trauer und Verlust. Bei Gang Of Youths spannt dieses Motiv den gesamten Rahmen um das dritte Album „Angel In Realtime“. Dennoch vermag die Platte mehr als bedrückendes Trübsal blasen.
Tatsächlich würde man den Klang der Platte nicht direkt mit einem derartigen Thema in Verbindung bringen. Denn ähnlich wie auf den vorherigen Alben der australischen Band dominiert ein zwar teils melancholischer, aber doch auch immer antreibender Ausdruck im Sound-Gewand. Diesem fügen Gang Of Youths nun jedoch weitere Facetten hinzu, die wiederum mit der inhaltlichen Ausrichtung verknüpft sind.
Im Kern der Platte steht nämlich der Tod des Vaters von Sänger David Le’aupepe. Diesem widmen sich die Lyrics in einer mitreißenden Mischung aus spiritueller und emotionaler Näherung an den Verlust.
Schon der Opener „You In Everything“ offenbart diese thematische Dringlichkeit in bewegenden Worten wie „May your spirit never leave me in the boredom / And the utterly sublime“.
Umso beeindruckender, dass diese Texte erst nach den Instrumentalflächen entstanden sind, die ihnen eine so bedeutsame Bühne ebnen.
Songs wie „In The Wake Of Your Leave“ klingen dabei noch nach klassischem Indie-Folk, wie ihn die späten 00er Jahre an Land gespült haben.
Bei „Tend The Garden“ hingegen reichen sich dann elektronische Sphären und wuchtige Chöre und Streicher die Hand, um dem spirituellen Song gerecht zu werden.
Über die 13 Stücke der Platte entfaltet sich so in der Mixtur aus folkiger Wärme und experimentellen Elementen schnell eine einnehmende Projektionsfläche für die eigenen Gefühle. Den Kopf hängen lassen Gang Of Youths dabei jedoch nicht, die Stücke strahlen hingegen stets eine grundlegende Zuversicht aus.
Beim gesamten Hördurchlauf lassen sich allerdings auch einige Längen ausmachen.
Wer sich jedoch einen Eindruck von der großen Entwicklung in puncto Songwriting machen möchte, greift am besten zu „Unison“. Hier klingen Gang Of Youths, als würden sich gerade The National und Vampire Weekend auf einem Berg ein Duett aus dem Hut zaubern. Im Hintergrund singen derweil samoanische Chöre, die Le’aupepes Vater huldigen. Ein großer Moment einer großen Platte.