Es gibt immer wieder Fälle von Künstler*innen, bei denen man sich fragt: Warum sind die nicht viel erfolgreicher und populärer? Auch die Sängerin LP (kurz für ihren bürgerlichen Namen Laura Pergolizzi) fällt in diese Kategorie. Im Mainstream-Pop ist sie seit Jahren als Songwriterin für Rihanna, Christina Aguilera oder die Backstreet Boys etabliert.
Ihre Balladenpop-Single „Lost On You“ machte 2015 auch ihre eigenen Songs populär. Der große Durchbruch blieb bisher allerdings aus. Ändert ihr sechstes Album „Churches“ das womöglich schon bald?
Denn theoretisch bringt LP einiges mit, um sowohl Musikliebhaber als auch eine größere Zuhörer-Bandbreite anzusprechen. Die gebürtige New Yorkerin mit italienischen Wurzeln hat ein Händchen für dramatische Momente, wie etwa in „The One That You Love“, in denen sie ihre Stimme mit kraftvollen und langgezogenen Tönen in Szene setzt, während im Hintergrund Drum-Sounds das Ruder übernehmen.
Gerade in diesen ausschweifenden Momenten interessant: LPs Stimme, die immer wieder zu brechen droht und doch niemals den Ton verfehlt. Scheint ihr einer doch mal zu entgleiten, setzt Pergolozzi anschließend mit noch stärkeren Ausrufen noch einen drauf.
Understatement gehört definitiv nicht zu den Stärken der Sängerin. Auch dann nicht, wenn sie eigentlich einen Gang runterfahren möchte. Denn im Gegensatz zu ihren Balladen stehen federleichte Indie-Gefilde, die von einer Akustik-Gitarre und zurückhaltenden Beats ausgezeichnet werden, wie „Rainbow“.
LP gehört definitiv zu der Art von Künstlerinnen, die gleich mehrere Seiten auf einem Album präsentieren können und dabei weder an Qualität noch an einer vermeintlichen Glaubwürdigkeit einbüßen.
Wenn sie im Opener „When We Touch“ nach nur wenigen leisen Tönen emotional in die Vollen geht, ist das genauso packend wie das beat-angeführte „Goodbye“, das im trüben Winter die Lust auf durchtanzte Sommernächte weckt.
Mit „Churches“ lässt LP ihre minimalistischen Songwriter-Wurzeln endgültig hinter sich und öffnet sich gleich mehreren Richtungen. Für einen großen Schub für die Karriere sicherlich nicht der schlechteste Weg.