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Houndmouth – Good For You

Der Schock dürfte bei einigen Fans noch immer tief sitzen: Statt sympathischen Folk-Songs, bei denen einem wie auf dem zweiten Album „Little Neon Limelight“ von 2015 noch warm ums Herz wurde, gab es auf Houndmouths Album Nummer drei „Golden Age“ (2018) unbehaglich unpassenden Stadion-Pop, der gerne so wegweisend wie Daft Punk und so einflussreich wie The Killers wäre.

Damit hat sich das Trio zwar mit den schier unendlichen Möglichkeiten und Ressourcen eines Major-Label-Vertrags ausprobiert. Allerdings entstand bei allen Beteiligten schnell das Gefühl, dass das Endergebnis zwar Spaß gemacht hat, jedoch nicht für den Kern von Houndmouth stehen sollte.

„Good For You“ ist daher in vielerlei Hinsicht ein erneutes Debütalbum der Band aus Indiana: Nicht nur die Rückkehr zu ihren musikalischen Ursprüngen zelebriert die Band mit der Platte, sondern auch ihr erstes Werk bei der Plattenfirma Dualtone, die als amerikanische Größe im Country- und Folk-Bereich gilt.

Auch ist es das erste Album im ursprünglichen Stil, das die Band nach dem Ausstieg von Keyboarderin Katie Toupin 2016 lediglich als Trio aufnahm. Kein Wunder also, dass sich Houndmouth angesichts so vieler Veränderungen in Gewohntes aus der Vergangenheit retten.

Wie eine panische Rückzugs-Notlösung wirkt „Good For You“ allerdings nicht, denn das Trio blüht geradezu auf, wenn es nur mit Akustikgitarre, Bass und Schlagzeug an wunderschön verträumte Balladen und Midtempo-Songs arbeitet. Das Album funktioniert hervorragend, weil sich die drei Musiker wieder ihrer Stärken bewusst geworden sind und sich nicht im Kampf zwischen Pop-Hit-Herstellung und gehaltlosem Herumexperimentieren verlieren.

So lässig und mühelos zeigten sich Houndmouth schon lange nicht mehr – sowohl was den nüchternen und diesmal weniger sphärischen Sound, als auch die Wortwahl der Texte angeht: Die Gesänge geben sich kumpelhaft, als würde man mit ihnen abends ein Bier trinken.

Bei diesem gemütlichen Beisammensein erzählt die Band allerdings ungeahnt herzergreifende Geschichten über Beziehungen und Freundschaften, über die große Liebe und kleine Affären. Nichts verfällt dem Kitsch, nichts wird geschönt: „Good For You“ betont, dass auch verliebte Menschen nicht perfekt sind und es nicht immer zum Happy End wie aus einem Film kommt – und das ist auch in Ordnung.

Houndmouth sind mit ihrem vierten Album wieder auf den wohlig-warmen und vertrauten Boden der Tatsachen zurückgekehrt, auf dem sie nicht mehr so verloren wirken wie zuvor. Zu Hause ist es eben immer noch am schönsten.

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