Nein, Julia Bardo ließ nicht – wie es der Titel vermuten lassen könnte – den Traum aller Hobbyhandwerker Wirklichkeit werden und schrieb eine Ode an die Freude, die einen durchfährt, wenn man mit subtilem Holzgeruch in der Nase durch den Baumarkt streift und sich die zukünftige, handgefertigte Inneneinrichtung ausmalt, für deren Kreation man dann doch nie Zeit hat.

Stattdessen geht es auf „Bauhaus, L’Appartamento“ um bedingungslose Liebe, Einsamkeit, Trennung, emotionale Abhängigkeit oder psychische Gesundheit. Und das sind immer noch nicht alle Themen, mit denen sich Julia Bardo auf ihrem Debütalbum auseinandersetzt.

Von der inhaltlichen Profundität lassen die leichten Songs auf „Bauhaus, L’Appartamento“ beim ersten Hören jedoch gar nichts erahnen.

„Love Out Of Control“ beispielsweise klingt so gar nicht nach Kontrollverlust. Über countryesken Gitarren singt Bardo Zeilen wie „I’m trying to resist the fear of losing you / But it’s stronger than me“ mit solch unaufgeregter Leichtigkeit, dass man dazu nicht unbedingt an Liebeskummer, sondern eher an den nächsten Roadtrip Richtung Sonne denkt.

Bei „Impossible“ kommt man nicht nur in den Genuss der Synergie von verzerrten Gitarren, den tieferen Tönen Bardos und gekonnten Dissonanzen, die den Kahn am zum Refrain drohenden Schlager-Kitsch vorbei schiffen, sondern erhascht mit italienischem Gemurmel gegen Ende des Songs auch einen kleinen Reminder zu Bardos Herkunft.

Denn obwohl Bardo die letzten Jahre in Manchester verbrachte, wo sie unter anderem Teil der Band Working Men’s Club war, bevor sie sich entschied, wieder Solo-Pfade zu beschreiten, finden sich ihre Wurzeln im Norden Italiens.

„It’s Okay To No Be Okay“ hat sich längst als geflügelte Phrase für den Support der Mental-Health-Bewegung emanzipiert. Was demnach die Gefahr birgt, abgedroschen zu klingen, wird bei Bardo im gleichnamigen Song zwischen schunkelnden Gitarren zu einem unaufdringlichen Mantra erhoben, das man sich nicht nur an schlechten Tagen gerne zu Herzen nimmt.

Trotz all‘ der schweren Themen hinterlässt Julia Bardo mit „Bahaus L’Appartamento“ mit ihrem ganz eigenen Sound eine überraschender Leichtigkeit. Vielleicht ist genau das der Schlüssel, sich diesen Themen zu nähern.

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