Deutsch-Nerds wissen, was es mit Futur II auf sich hat: Es ist die Zeitform im Deutschen, mit der sich etwas Abgeschlossenes in der Zukunft ausdrücken lässt („Ich werde morgen nach Italien gefahren sein“). Es ist die Zeitform, die Zukunft und Vergangenheit in einem Satz zusammenbringt. Es ist nicht unpassend, dass Newmen ihre neue Platte „Futur II“ genannt haben.

Einerseits klingen die Elektrosounds dieser Songs manchmal wahrlich eher nach Morgen statt nach Heute. Andererseits bedienen sich die fünf Jungs dabei doch recht gestrigen Mitteln, nämlich ganz analogen Synthesizerloops, die sie in- und übereinanderbauen.

Und dann ist da der Titel „Futur I“ („Ich werde morgen nach Italien fahren“), bei dem sich die Gruppe mit Wolfgang Flür zusammengetan hat – dem Ex-Schlagzeuger von Kraftwerk, den Zukunftsvisionären und Vorreitern der Computermusik.

Über einem laser-artigen Computer-Soundbett, das klingt wie aus den 80er-Jahren, liegt seine monoton roboterähnliche Erzählstimme, die über die Zukunft reflektiert, die kommen wird.

Man kann sagen, die Gruppe, die sich 2012 in Frankfurt zusammengefunden hat, knüpft also dort an, wo sie herkommt. Schon aus der 2018er-LP, „Soft Ware“, konnte man im Titel ja einen Verweis auf die Welt aus Bits und Bytes herauslesen. Sowohl in den Stärken als auch in den Schwächen ähnelt der dritte Langspieler seinem Vorgänger.

In den starken Momenten finden sich auf hier, wie auch schon auf dem Debütalbum „Rush Hush“ von 2014, starke Songs, die fesseln und auf die Tanzfläche ziehen. Und dabei trotzdem nicht auf den nächsten Clubhit schielen – „Caravan“ etwa ist zu langsam, als dass er sich den Dance-Kommerz-Verdacht einhandeln könnte.

„Futur II“ klingt fast wie Roosevelt, nur weniger aufgedreht. Oft brauchen die Tracks von Newmen, um ihren Sog zu entwickeln: Schicht für Schicht bauen die Jungs ihre Sound-Gebilde, lassen die endlosen Loops ihre Wirkung entfalten und sich mal über sechs oder sieben Minuten hinweg entwickeln.

Beim Instrumental „Fordissimo“ wird daraus irgendwann ein epischer Electronic-Wirbel.

Anderswo, und das sind die Schwächen, wollen die scheinbar ziellosen Instrumentalstücke aber auch nicht wirklich zu Potte kommen. „A Bigger Slash“ ist so ein Titel, der leider ziemlich langweilig geraten ist.

Schade, dass das Album damit endet. Davor bietet „Futur II“ schließlich einige starke Momente.

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