Aufgewacht mit Sonnenstrahlen im Gesicht, die durch Monstera und Jalousie gefiltert Sonnenstrahlen ins Gesicht werfen, Blick auf die digitale Casio am Handgelenk – 9:00 Uhr. Morgens oder abends? Keine Ahnung. „Collapsed In Sunbeams“, dem Debütalbum der Newcomerin Arlo Parks aus London, steht die Morgendämmerung genau so sehr wie die abendliche.
Arlo Parks konnte schon vor dem Release ihres ersten Albums mit poetischen und überraschend ehrlichen Singles die Aufmerksamkeit der Musikszene auf sich ziehen. Mit „Black Dog“ zitierte sie nicht nur einen ehemaligen Premierministers ihres Herkunftslandes, namentlich Winston Churchill, der selbst schon mit dem schwarzen Hund zu kämpfen hatte, sondern spricht auch einer Generation aus der Seele, die sich im ständigen Scheinwerferlicht dauerhaft den Erwartungen und dem Urteil anderer ausgesetzt sehen.
Eine Generation, für die die Teilhabe am öffentlichen Leben fast immer gleichbedeutend ist mit einer Bühne, einer Meinung und vielen Zuschauern, muss sich nicht aufdringen, um gesehen zu werden.
Arlo Parks‘ Musik umschreibt diesen Zustand der ungeforderten Öffentlichkeit mit einem Stil, der einerseits Lo-Fi ist und andererseits auch für die große Bühne taugt. Laid back und pristine klingt Parks‘ Einstieg in die Szene, während sie sich gleichzeitig aber eher mit ehrlicher Emotionalität offen auseinandersetzt.
Es geht um Probleme, die durch den Alltag getragen werden müssen, weil es sonst eben gar nicht weitergehen würde, und um Verluste und Verletzungen, die es von Tag zu Tag schwerer machen, sich doch noch zu öffnen.
Alles und jeder sieht gut aus, hört sich gut an und präsentiert sich selbstbewusst, während hinter den Kulissen einer jeden Online-Präsenz Schmerz und psychologische Wunden nur auf den Moment warten, in dem sie das dauerhaft operierende Motherboard zum Absturz bringen können.
Parks‘ soulige Stimme wird begleitet von bedroom-Beats und einer selbstbewussten aber zurückgelehnten Atmosphäre – Stärke durch Verletzlichkeit. „Collapsed In Sunbeams“ eben, egal ob morgens oder abends, kollabiert in den Sonnenstrahlen der eigenen Ansprüche, überwältigt von den inneren Konflikten, die zu selten den Weg an die digitale Oberfläche schaffen.
„Collapsed In Sunbeams“ von Arlo Parks ist das Album zur Zeit.