Wenn man sich “Seasonal Shift”, das neue Album von Calexico anhört, merkt man schon, mit was für einer elitären Perpsektive man sich bei uns gerne mal dem Thema Weihnachten nähert. Hier schneit’s halt – und es ist kalt.

In New York anscheinend auch, sonst hätten die US-Amerikaner und Hollywood das Sinnbild der weißen Weihnacht sicher nicht jahrzehntelang gepusht, nur um einen großen Teil der Welt alljährlich zu enttäuschen. Kalt ist’s nämlich bei den meisten nicht, und richtige Schneemassen überraschen die Bahn meistens auch erst im April.

Eigentlich ist “Seasonal Shift” dann genau das Album, das wir für die Feiertage erwarten sollten. Melancholie und Nostalgie steckt schließlich nicht nur in den Stunden unterm geschmückten Weihnachtsbaum, sondern auch in der weiten Prärie, in die die Sounds von Calexico viel eher mitnehmen.

Dort, wo Abstandsregeln auch über Dezember viel einfacher einzuhalten sind als im heimischen Wohnzimmer, klingt es bei “Natures Domain” nachdenklich verwegen. Nachdenkliche und mysteriöse Töne mischen sich unter bekannte Melodien, die so oder so ähnlich auch hier Jahr für Jahr ab Anfang November im Supermarkt laufen.

Calexico servieren uns mit “Seasonal Shift” ein Weihnachtsalbum, das uns unserer verklärten Perspektive beraubt und in “Tanta Tristeza” auch vor dem winterlichen Blues nicht Halt macht.

Calexico gelingt eine kulturelle Zusammenführung, die ein Gefühl einfängt, das ganz unabhängig von Ort und Klimazone zutrifft. Die Sehnsucht nach Frieden und das abstrakte Gefühl, jetzt eine Pause zu machen. Einfach für ein paar Tage aussteigen zu können und sich im kalendarischen Niemandsland zu verirren.

Und irgendwie fühlen sich die Tage zwischen den Jahren doch auch so an wie eine nicht enden wollende Nacht auf irgendeiner Route, in irgendeiner Steppe, mit irgendeiner Person auf dem Beifahrersitz, die einem das Gefühl gibt, dass doch alles ganz OK ist.

Nur über “Sonoran Snoball” müssen wir nochmal reden, man sollte beim Roadtrip eben nicht jeden an’s Aux-Kabel lassen.

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