Northern Dancer war eines der schnellsten Rennpferde überhaupt. Vergaloppiert hat sich Stella Sommer nie, ob mit Die Heiterkeit, solo oder als eine der beiden Mausis, bleibt der Schnittpunkt zur Turf-Legende das beeindruckende Tempo, mit dem sie sich an die Spitze der als relevant wahrgenommenen Musikerinnen komponierte.

Ihr zweiter Alleingang wird diese Linie nicht brechen, legen sich die zehn Tracks der neuen Platte, für die ein eigenes Label gegründet wurde, wie ein transparentes Tuch über dieses seltsame Jahr, in dem die, von der Künstlerin via  „Im Zwiespalt“ vom Epos „Pop und Tod I+II“ besungene, „Distanz als Form von Nähe“ evaluiert wurde.

Auch aus einem Bandgefüge herausgelöst, bewegt sich Stella Sommer verlässlich neben der Zeitgeist-Spur, präsentiert eine majestätische Liedersammlung für den Herbst, das kühle Glück von „13 Kinds Of Happiness“ fortführend.

Geschrieben, arrangiert, eingespielt und, wieder auf Englisch, eingesungen – die Regiefäden hielt die Protagonistin höchst selbst in der Hand, produziert von Max Rieger entstand ein Opus, dessen Zauber auf der Geschlossenheit fußt, mit dem die einzelnen Teile Summe werden.

Das Fehlen taktgebender Drums (abgesehen denen in „7 Sisters“) versetzt die Nummern in ein Gleiten, in dem orchestral-schwelgende Melodien Notenwiesen fluten, Sam Vance-Law und Martha Rose erhabene Geigen streichen, Perkussionist Jannis Kleiss Pauke und Becken tupft und Oliver Heinrich am Horn für „Northern Dancer“ alles andere als Halali bläst.

Ob der solitäre Tastenanschlag Blumen, die nicht wachsen, begleitet, sich unter den Augen des Sängers Töne zum gemeinsamen Marsch formieren, ein junger Geist durch ein altes Jahrhundert croonert wie einst Field-Commander Cohen über die Schlachtfelder der Singer/Songwritertums oder Schattenfarben das Bild beherrschen – die Stücke funkeln wie „Lights On The Water“.

„The Ocean Flows Backwards“ – Reisenden mit „Northern Dancer“ im Gepäck ist die Strömung egal. Die mit der Platte überlieferte Zuversicht hilft, geschützt von der Kraft der Musik, in Momenten der Einsamkeit und des Zweifelns dem Zeitfluss zu trotzen.

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