Es gibt ja so einige Lebensweisheiten, die zwar wahr, aber so ausgelutscht sind, dass sie niemand mehr hören will. Der Aufruf, man möge ein Buch nicht nach seinem Einband beurteilen oder die Feststellung, dass das Alter nur eine Zahl sei, gehören dazu – und dann kommt ein Kerlchen wie George van den Broek aka Yellow Days um die Ecke und beweist, dass man gut daran täte, sich diese Ratschläge trotzdem zu Herzen zu nehmen.
Denn, was der Musiker auf seinem zweiten Album „A Day In A Yellow Beat“ so von sich gibt, sprengt den Rahmen des Erwartbaren:
Es ertönt eine Stimme, die man einem Sänger zuordnen würde, der schon länger in irgendwelchen verrauchten Bars auftritt, als van den Broek überhaupt auf der Welt ist – und nicht einem gerade mal 21-jährigen, der aussieht, als habe er gerade erst die Pubertät durchgestanden.
Doch nicht nur damit überrascht Yellow Days, sondern auch mit seinen breit gefächerten Retro-Einflüssen aus Funk, Soul, Disco und Blues. Dabei bettet er diese Elemente so überzeugend ein, dass man sich nur schwer vorstellen kann, dass Yellow Days die Siebzigerjahre nicht selbst miterlebt hat.
Dass er sich für „A Day In A Yellow Beat“ Zeitzeugen ins Boot geholt hat, hilft natürlich auch gewaltig. So steuert beispielsweise Shirley Jones der 70er-Soul-Girlgroup The Jones Girls auf dem groovigen Track „Who’s There?“ die Vocals für das Outro bei, Bandkollegen des Jazzpianisten Weldon Irvine unterstützen ihn auf weiteren Songs.
Aber auch van den Broek selbst hat eine Vision, wie man diesem altbewährten, traditionsreichen Sound neues Leben einhauchen könnte. Denn dessen „upbeat existential millennial crisis music“ – wie er seinen Sounds selbst beschreibt – ist nicht so sehr auf die Vergangenheit versteift, wie man im ersten Moment annehmen möchte, sondern sucht für Bewährtes moderne Anknüpfungspunkte.
Das sieht man unter anderem daran, dass Indie-Held Mac DeMarco, erklärter Fan von Yellow Days, auf dem Track „The Curse“ mitmacht. Oder an der Tatsache, dass auf „A Day in A Yellow Beat“ auch Kollaborateure von Frank Ocean oder Kanye West zu finden sind. Van den Broek gibt sich nicht mit einer Sache zufrieden, er will sich nicht zwischen Modernität und Retro entscheiden.
Dass er nicht so leicht zufriedenzustellen ist, sieht man leider auch an der Länge der Platte:
23 Tracks, davon diverse Interludes. Bei dieser Länge würde zugegebenermaßen vermutlich auch ein Album des weltbesten Musikers aller Zeiten irgendwann repetitiv werden und auch dieser Longplayer bekommt hierdurch leider etwas Langatmiges, obwohl er, existenziellen Krisen zum Trotz, eigentlich wirklich Spaß macht.
Hätte Yellow Days auf „A Day in A Yellow Beat“ vielleicht den ein oder anderen Track gekickt, wäre ein Album herausgekommen, das von vorne bis hinten knackig-groovig ist und einen restlos begeistert zurücklässt.
Die paar Minuten Länge zu viel machen daraus eine grundsolide, ungewöhnliche Platte eines vielversprechenden Jungmusikers, bei dem man gespannt bleiben darf, wohin die Reise noch gehen wird.