„Einen beneidenswerten Job, den man da macht, mit Musik und so – und immer auf dem neuesten Stand seiner Bubble.“ Das ist die Wahrnehmung der Menschen, denen man die Termine zur gemeinsamen Grillparty absagt, weil noch eine Platte zu Ende besprochen werden will, in die dann häufig mehr Meinung als Fakten hineinfließen. Und logisch: Wenn Musik alles ist, dann macht das Meinen dazu großen Spaß.
Vergessen wird, durch wieviel Schund sich die Ohren des gemeinen Rezensenten gehört haben, bis die Erde wieder eine volle Umdrehung um die Sonne gepackt hat, alle Jahresbestenlisten den Status der Endgültigkeit erklommen haben und Sektkorken den verböllerten Feinstaubhimmel schneiden.
Die goldene Himbeere geht in dieser Hinsicht an The Hunna. Die Briten sind erste auf der Schundliste, letzte in den Bestenlisten und kaum zu unterbieten. Und hier sind wir schon wieder bei ganz schön viel Meinung: Aber hey, die Platte lässt auch keine Wahl.
Ist es der gekünstelte Elektro-Punk und die zurecht geschminkten Blast-Beat-Stafetten, die den Besenstiel fürs Saubermachen gleich mit reichen? Die Schafe im Wolfspelz oder Enter Shikari beim imaginären Halloumni-Rauchen mit Linkin Park?
Ist es das Feature von Travis Baker in „Cover You“, dessen Schlagzeugtalent sich hinter debil elektronischen Muskelspielen nicht mal erahnen lässt? Oder das infantile Quietschen Ryan Potters bei seinen Autotune-Unfällen und Phrasendreschereien, die dem Schlager neiden?
„I wanna feel something/ Cause anything is better than nothing” Das ist faktisch falsch. Gar nichts zu fühlen, ist weniger dramatisch, als ein Album zu hören und unbedingt duschen zu wollen.
Die treffendste Phrase steckt noch im Albumtitel: „I’d Rather Die Than Let You In” – Strike! Und jederzeit lieber Grillparty, als sich hierzu das passend böse Vokabular aus dem geschundenen Gemütszustand zu schnitzen. Eine Platte, so dreist, dass selbst der Verriss quält.