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Wir stellen viele Fragen – Giant Rooks im Interview

Aus dem beschaulichen Nirgendwo in die große weite Pop-Welt hinaus: Für die meisten ambitionierten Musik-Projekte scheitert der Traum vom großen Durchbruch bereits, noch bevor das große Ganze überhaupt so richtig in Wallung kommt. Auch die Jungs von Giant Rooks planen ein Leben auf der Pop-Überholspur.

Und im Fall der mittlerweile in Berlin tüftelnden Band aus Hamm könnte es auch durchaus klappen. Mit ihrem Debütalbum „Rookery“ hat das Quintett nämlich ein Paket am Start, das sich vor ähnlich gestrickten Indie-Pop-Großproduktionen nicht zu verstecken braucht. Wir trafen uns mit Sänger Frederik Rabe zum Interview und sprachen über Entwicklungslust, musikalische Vielfalt und wissbegierige Massen.

MusikBlog: Frederik, in euerm Pressetext steht: „2020 wird das Jahr der Giant Rooks!“. Nun haben wir schon August, und so richtig viel passiert ist noch nicht. Klar, euer Debüt steht endlich in den Startlöchern. Aber ihr hattet, denke ich, wesentlich mehr vor in diesem Jahr. Wieviel Frust begleitet euch dieser Tage?

Frederik Rabe: Wir schieben eigentlich überhaupt keinen Frust. Sicher, wir haben uns das Jahr auch anders vorgestellt. Eigentlich wollten wir richtig groß auf Tour gehen. Wir haben uns gefreut auf viele Shows in Nordamerika und Europa. Dann kam Corona. Und plötzlich steht man da und macht sich natürlich seine Gedanken.

Wir haben dann zwei Tage geschluckt. Das war’s dann aber auch. Danach sind wir nochmal tiefer in den Album-Finalisierungsprozess eingetaucht. Irgendwie hat uns die Lockdown-Zeit dann auch noch mehr zusammengeschweißt. Man merkt einfach, dass man unheimlich dankbar dafür ist, dass man sich und die Musik hat.

MusikBlog: Nun ist es ja nicht mehr lange hin, bis euer Debütalbum „Rookery“ erscheint. Ihr habt vorher bereits zwei EPs veröffentlicht. Waren das bewusste Entwicklungsschritte, um erstmal zu schauen wohin die Reise gehen soll?

Frederik Rabe: Ja, das kann man so sagen. Wir hatten von Anfang an hohe Ansprüche an unser Debütalbum. Wir wollten möglichst viel live spielen und dann schauen, wie wir uns musikalisch entwickeln. Diesen Plan haben wir konsequent verfolgt. So standen wir während dieser Zeit gut vierhundertmal auf der Bühne. Und nebenbei haben wir mit den beiden EPs unsere ersten Recording-Erfahrungen sammeln können.

MusikBlog: Nun präsentiert ihr euch auf eurem Debüt nicht gerade festgefahren. Es gibt sehr viele verschiedene Sounds zu entdecken, und es ist unheimlich schwer, euch in irgendeine Schublade zu stecken. Seid ihr am Ende des Tages immer noch auf der Suche nach einem eigenen Sound?

Frederik Rabe: Ich denke, dass uns genau diese Vielfältigkeit als Band ausmacht. Wir leben ja in einem Post-Genre-Zeitalter. Und wie viele andere Bands lassen auch wir uns von verschiedensten Sounds und musikalischen Dekaden beeinflussen. Unser Ziel war es, das Klangspektrum einer klassischen Bandbesetzung mit einem ganz modernen Ansatz zu kombinieren. Wir haben uns einfach die Frage gestellt: Wie kann eine Band im Jahr 2020 klingen?!

MusikBlog: Was stand thematisch auf euren Listen? Was war und ist euch inhaltlich wichtig?

Frederik Rabe: Wir stellen viele Fragen. Wo stehen wir? Welche Verantwortung haben wir? Wie gehen wir mit unseren Privilegien um? Diese Fragen thematisieren wir auf eine sehr kryptische und teilweise auch surreale Art und Weise. Wir spielen viel mit trendigen Wörtern, stellen diese dann aber in einem anderen Kontext dar, sodass eine ganz bestimmte Spannung entsteht.

Wir befassen uns auch viel mit den Gedanken und Visionen unserer Generation, die sehr aufmerksam und wissbegierig ist. Wir solidarisieren uns beispielsweise mit der Klimaschutz-Bewegung. Das sind Themen, die uns sehr am Herzen liegen.

MusikBlog: Ihr seid jetzt seit gut fünf Jahren als Band unterwegs. Wann habt ihr gemerkt, dass aus dem Ganzen was richtig Großes werden kann?

Frederik Rabe: Ich glaube, was uns immer schon sehr gut getan hat, und was wir bis zum heutigen Tag besonders zu schätzen wissen, ist die Tatasache, dass wir uns als Band entwickeln konnten. Wir sind nicht über Nacht irgendwo hin katapultiert worden. Wir sind von Beginn an ganz organisch gewachsen. So haben wir das Tempo auch immer selbst bestimmen können. Aus dieser Entwicklung ziehen wir auch unheimlich viel Kraft.

Natürlich gab es auch viele krasse Momente, in denen wir den jeweiligen Moment nicht nur einmal mit einem breiten Grinsen im Gesicht hinterfragt haben. Ich erinnere mich beispielsweise noch an einen sehr frühen Gig in Manchester. Uns hätte eigentlich niemand kennen dürfen. Am Abend war der Laden aber mit 300 Leuten restlos ausverkauft. Und die waren alle nur wegen uns da. Das war schon ziemlich bizarr.

Aber wie gesagt: Die Tatsache, dass wir jetzt heute hier über unser Debütalbum sprechen dürfen, verdanken wir nicht irgendwelchen besonderen Glücksmomenten, sondern eher der Art und Weise, wie wir uns als Band entwickeln konnten.

MusikBlog: Stand während dieser Entwicklung auch mal die Frage nach der Sprache an, in der ihr euch ausdrücken wollt?

Frederik Rabe: Nein, eigentlich nie. Wir sind alle mit Musik aus Skandinavien, England und Amerika groß geworden. Da lag es einfach auf der Hand, dass wir uns englischsprachig orientieren. Wir hatten auch von Anfang an den Traum, international zu spielen. Und das funktioniert natürlich auch eher, wenn man die Sprachbarriere umgeht.

MusikBlog: Ihr seid vor knapp zwei Jahren von Hamm nach Berlin gezogen. Rückblickend die richtige Entscheidung?

Frederik Rabe: Absolut. Wir lieben es immer noch, nach Hause zu kommen und unsere Familien und Freunde zu treffen. Aber wir wollen uns auch künstlerisch weiterentwickeln, neue Erfahrungen sammeln und neue, interessante Menschen kennenlernen. Dafür ist eine Stadt wie Berlin natürlich der ideale Standort.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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