Derzeit gibt es ja solche und solche Bands: Die eine Fraktion meint, jetzt, wo das soziale und kulturelle Leben irgendwie auf Sparflamme läuft, mit neuer Musik einen kleinen Beitrag gegen die Langeweile leisten zu können.

Die anderen wiederum schieben ihre VÖs so weit es geht hinaus, damit die Platte auch gebührend gefeiert werden kann. Und dann gibt’s noch The Killers.

Die haben für „Imploding The Mirage“ einen Mittelweg gewählt. Die Platte hätte schon im Mai erscheinen sollen, das wollte man dann unter den Umständen nicht.

Klar, eine Band die es gewohnt ist, ihre Neuveröffentlichungen bei Mega-Touren zu präsentieren, tut sich schwer damit, wenn Fans sie nur im stillen Kämmerlein hören können, zumal die Songs der Killers eher animierenden als kontemplativen Charakter haben.

Noch weiter herauszögern wollte man das Ganze jetzt aber auch nicht mehr. Verschwitzt in einem Riesen-Venue mit Tausenden anderen herumzuhüpfen, ist zwar immer noch nicht drin, aber Brandon Flowers und Co. waren jetzt mal tapfer und schickten heute „Imploding The Mirage“, ihr mittlerweile sechstes Album, in die weite Welt hinaus.

Für Killers-Anhänger auf jeden Fall eine erfreuliche Nachricht! Die zehn Tracks des Albums wären bei Konzerten in Party-Atmosphäre sicherlich am besten zur Geltung gekommen – „Blowback“ beispielsweise verlangt einfach nach mitsingenden Massen.

Aber auch, um wahlweise alleine oder mit ’ner Armlänge Abstand mit Gleichgesinnten drauf abzugehen, taugen sie. Sie sind so energetisch, überdimensional und ungestüm, als wäre seit „Hot Fuss“ (2004) keine Zeit vergangen.

Das heißt, dass Menschen, die von Anfang an nichts mit den Killers anfangen konnten, wohl jetzt nicht plötzlich zu Superfans werden. Ist ja auch okay – was man den Jungs allerdings auf keinen Fall absprechen kann, ohne sich als Spaßbremse zu outen, ist die Fähigkeit, seit fast zwei Jahrzehnten grundsolide Songs zu schreiben, die zum allergrößten Teil Hitpotenzial haben.

Die Singles ließen es vermuten, ein gesamter Durchlauf des Albums bestätigt den Eindruck: „Imploding The Mirage“ ist von Flirts mit 80er-Sounds getränkt und problemlos von vorne bis hinten durchhörbar, vor allem, wenn man die teils arg kitschigen Lyrics (zum Beispiel auf „Lightning Fields“) gekonnt zu ignorieren weiß.

Die Platte zwingt einen geradezu, mit dem Fuß zu wippen oder mit den Fingern im Takt zu klopfen. Dabei bleibt sie trotz ihrer Eingängigkeit und ihres Überschwangs unaufdringlich – vielleicht, weil man den Sound jetzt schon seit einer Weile kennt und sich auf nichts Neues einlassen muss.

Das innovativste Album des Jahres ist „Imploding The Mirage“ damit ganz sicher nicht. Wer das von The Killers erwartet hätte, ist aber irgendwie auch selbst schuld – denn die ziehen weiter durch, was sie am besten können:

Und das sind radiofreundliche, spaßige Indie-Ohrwürmer, die obendrein gut gemacht sind.

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