Gänzlich uneitel, der Jarvis – ganz so wie es sich für ein Vorbild gehört. Nach Jahren an, von von der Fachkritik als eher lauwarm empfundenen, Solo-Projekten, scharrt Jarvis Cocker mal wieder eine Band um sich und nennt sie: JARV IS….

Doch halt, im Jahre 2020 ist der Heldenstatus des Jarvis Cocker bereits derart angegraut, wie im übrigen auch sein Bart, dass ein kurzer Erklärungsabsatz mittlerweile Not tut:

Pulp, das war einmal die größte Brit-Pop-Band der eigentlich recht kleinen Brit-Pop-Welt. Oasis und Blur zankten sich um die working class, Pulp, mit ihrem Dandy Jarvis Cocker, kümmerte sich um den weniger raufboldigen Rest.

Mit seinem nonchalanten Dandytum hat es Cocker geschafft, trotz mangelndem Poster-Boy-Aussehen, ein Star, eine Ikone, ein Angehimmelter zu werden. Heute mutet das alles ein wenig seltsam an.

Sowohl die größten Pulp-Songs als auch vergleichbares Pop-Material jener Zeit zieht einfach nicht mehr so, löst nur noch Nostalgie bei unmittelbar biographisch Involvierten aus.

Die hit-gewordene Szene, wie zwei jüngere, schwarze YouTube-Dudes das erste Mal „In The Air Tonight“ von Phil Collins hören und dabei gehörig ihren shit losen (sic!), weil Songs heute ganz anders knallen, würde so mit keinem der Pulp-Hits funktionieren.

Auch, wenn sie damals riesengroß und unendlich wichtig waren. Das Prätentiöse, das Dandyhafte, bei gleichzeitiger Hühnerbrüstigkeit und Mangel an Looks, war schon immer das irritierende Element bei Jarvis Cocker, das damals unerklärlicherweise cool war und heute leicht lächerlich wirkt.

„Beyond The Pale“ ist typischer Jarvic-Cocker-Pop. Immer repetitiv in die Länge gezogen, entfalten die einfach strukturierten und wie immer mit ordentlich Streichern und Frauen-Chören gewürzten Pop-Songs durchaus eine Sogwirkung.

Wiederholung ist eines der wichtigsten Mittel im Pop und das hat Jarvis Cocker schon von Anfang an zur Songwriting-Maxime erklärt.

Deshalb ist es auch kein Drama, dass sich nur sieben Songs auf dem Debütalbum, das de facto ein weiteres Soloalbum mit Bandtarnung ist, befinden – sie sind alle so lang und wiederholen sich in ihren wichtigsten Refrain-Passagen, dass man sie unbewusst bereits am Ende mitsummt.

Jarvis Cockers Pop funktioniert auch im Jahre 2020 noch, wenngleich das, was er damit heutzutage auslöst, in krassem Gegensatz zur noch gar nicht so lang zurückliegenden Vergangenheit steht.

Für Fans und 1999-Nostalgiker.

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