Run The Jewels wollten nicht länger warten und haben kurzerhand die Veröffentlichung ihres vierten Album „RTJ4“ vorgezogen. Ihr Kommentar dazu lautete lapidar: „Fuck it, why wait? The world is infested with bullshit so here’s something raw to listen to while you deal with it all. We hope it brings you some joy“.
Das Duo ist schon seit Jahren aktiver Teil der Black-Lives-Matter-Bewegung und äußert sich regelmäßig zum immer noch präsenten Rassismus. Auch ihr neuestes Werk ist politisch und könnte zum Soundtrack der aktuellen Proteste werden.
Doch Run The Jewels halten nicht nur an ihren Überzeugungen, sondern auch an ihrem bisherigen musikalischen Werk fest: „RTJ4“ verbindet die emotionale Bandbreite vom Vorgänger „Run The Jewels 3“ mit der Kompaktheit der ersten beiden Alben des Duos.
In „Ooh LA LA“ arbeiten El-P und Killer Mike und ihre Kollaborationspartner DJ Premier und Greg Nice mit einem Oldschool-Piano-Beat, während bei „Holy Calamafuck“ ein sehr entschlossener Rhythmus den Ton angibt. Bei „Goonies vs. E.T.“ geht es mit einem brummigen Bass weiter.
Bei „Ju$t“ kippt dieses energiegeladene Treiben um: Wie bereits auf „Run The Jewels 3“ werden die Songs zur Hälfte des Albums düsterer und der Inhalt ernster.
Run The Jewels laden sich hier bereits zum dritten Mal Zack De La Rocha von Rage Against The Machine als Gast ein, während dieser stets wiederholt: „Look At All These Slave Masters Posing On Your Dollar“. Der ebenfalls bei dem Song anwesende Pharrell Williams spielt bei dieser Konstellation eher eine Nebenrolle.
Ein ebenso spannendes Featuring bietet das Rap-Duo bei „Pulling The Pin“ mit Mavis Staples am Mikrofon und Josh Homme (Queens Of The Stone Age) an der verzerrten, aber unaufgeregten Gitarre.
„There’s a blade in my heart“, ruft Staples, nur um in leidvoller Manier zum siebenminütigen Finale „A Few Words For The Firing Squad (Radiation)“ überzuleiten. Mit Saxophon-Sounds, sich immer wieder neu aufbrausenden Beats, Streichern und einem generell durchgehend spürbaren Klimax schaffen Run The Jewels einen Song, der noch am Ende des Jahres gut in Gedächtnis geblieben sein wird.
Vielleicht sogar am Ende des Jahrzehnts.