„Jesus Christ I’m so blue all the time/ And that’s just how I feel/ Always have and always will”, sang Phoebe Bridgers in einer der markantesten Zeilen auf ihrem bezaubernden Debüt “Stranger In The Alps“.

Bezeichnende Sätze für die traurige Seele, die aus traurigen Gitarren-Stücken sprach. Ihr zweites Album macht zunächst glauben, es würde genau da weitergehen.

„DVD Menu“ ist das einminütige Intro und gemäß des Titels das, was vergessen wird abzustellen, wenn man nach einem ergreifend tiefgründigen Film paralysiert und apathisch auf der Couch klebt und die Wiederholungen des Menüs nur widerwillig durchdringen.

„Garden Song“ an zweiter Stelle stellt mit untergründig zappelnder Bass- und Gitarrenfigur den Trübsinn dann schon etwas auf die Probe. Bridgers Gesang ist darin dem von Julien Baker ein ums andere Mal zum Verwechseln ähnlich.

Und auch der Tenor des Songs hätte sich bestens in das Korsett von Boygenius gefügt, das Bridgers mit Baker und Lucy Dacus schnürte und zu einem der wohlklingensten Female-Trios der Gegenwart geriet.

Grundsätzlich zeigt sich Bridgers auf „Punisher“ von ihren Seitenprojekten beeinflusst, besonders von ihrem Buddy Conor Oberst, dessen Bright Eyes Song „First Day Of My Life“ sie zuletzt coverte.

Kyoto“ klingt stark nach Better Oblivion Community Center. Mit dem gleichnamigen Album veröffentlichte Bridgers an der Seite von Oberst vergangenes Jahr wohl das Folk-Album des Jahres.

Die treibenderen Elemente aus diesem kongenialen Duo hat Bridgers für ihr zweites Album übernommen. Sie koloriert weniger mit Streichern als E-Gitarren, scheint nicht länger so tieftraurig wie vormals in „Funeral“.

Und wenn dann doch der Schein des Trübsinns übernimmt, macht sie daraus mehr Kopf- als Bauchmusik.

„Punisher“ oder „Halloween“ sind dem einfachen Gitarren-Picking, das das Debüt noch dominierte, entwachsen. Im Hintergrund zirpen Klavier und Synthesizer über unstete Akustikgitarren. Das ist nicht zwangsläufig weniger niedergeschlagen, aber nochmals ein gutes Stück erwachsener.

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