Für gewöhnlich halten es Hundreds mit einer klaren Arbeitsteilung. Das Geschwisterpaar Eva und Phillip Milner macht im fünften Anlauf feingliedrigen Elektro-Pop zum Zunge schnalzen. Sie singt, er produziert und dreht die Regler.
Umso auffälliger geraten dann die Stellen, an denen das Duo aus Hamburg aus seinem Habitus ausbricht. Das war auf den beiden formidablen Vorgängern „Wilderness“ und „Aftermath“ so und fällt auf „The Current“ mit der Tür ins Haus.
Im Chorus des Openers „In The Vessel“ übernimmt Phillip Milner den eingängigsten Part der ganzen Platte, der sich entlang seiner Worte zum Luftschloss erhebt, das umsegelt werden möchte: „Our world is a vessel in the sky/ Our world is a vessel passing by.“
So schön und formvollendet Eva Milner auch singt, die anschließenden Stücke haben einen vergleichsweise schwierigeren Stand, weil sie in ihren Elektro-Pop-Sphären mit weniger Überraschung und Abwechslung dahingleiten.
Es dauert bis zum wundervollen The-Notwist-Cover, bis sich der nächste Aha-Effekt einstellt. Dafür aber so richtig. Wer sich an „Consequence“ herantraut, um einem der besten Songs einer der besten deutschen Bands aller Zeiten, ein neues Gewand zu flicken, könnte damit krachend scheitern.
Bei Hundreds gerät dieses Unterfangen so eloquent und tatktvoll, dass die Weilheimer Urheber und Vorzeige-Indietronicer nicht nur ihren Segen gaben, sondern ganz sicher auch Gefallen daran finden, wie Eva Milner mit ihrer Stimme Zeilen wie „Leave me paralyzed, love“ einen neuen Glanz verleiht.
Für gewöhnlich ist es nicht das beste Zeichen, wenn ausgerechnet eine Coverversion zu einem der Glanzpunkte eines Albums avanciert. Im Falle von Hundreds ist es allerdings vielmehr die erneuerte Visitenkarte, mit der sie seit 2010 ihre Geschmackssicherheit in Sound und Stil nochmals dick unterstreichen und dem Eskapismus in den eigenen vier Wänden Tür und Tor öffnen.