Wo die schlüpfrige Qualität von Zeit ausgehebelt wird, fühlt sich Big Fox am wohlsten. „One hand strokes and one hand heals” singt Charlotta Peers im Opener “Beast”. Bei ihrem Soloprojekt liegt der Fokus auf der heilenden Hand und in der Ruhe die Erhabenheit.
Nachdem das Leben der schwedischen Songwriterin durch eine Krebsdiagnose auf den Kopf gestellt wurde, musste die Veröffentlichung von „See How The Light Falls“ auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Dass ihre dritte Platte sieben Jahre nach dem Vorgänger „Now“ doch noch erscheint, ist eine Wohltat und ein Hoffnungsschimmer für alle vom Schicksal Verbeulten.
Big Fox hat ihre Krankheit besiegt und taucht tief in die Genesung und einen Plan liegenden Astralsee ein, wo sich auch Beach House gerne den Widrigkeiten des Lebens entziehen.
In „Sad Eyes“ übernehmen kleine dreampoppige Wellenschläge, wenn Beats wie Blasen aus der Tiefe sachte in die Oberfläche steigen.
Im wunderschönen Akustiksong „All I’m Trying“ stellt Peers mit leicht rauchiger, effektbeladener Stimme ungeniert fest: „All I’m trying to say is I love you“. Einfach ist das und einfach groß – wie die Faszination einer klaren Vollmondnacht.
Es ließe sich hier viel hinein interpretieren in die heilende Kraft der Musik, die Selbstheilungskräfte des Körpers oder Self-Fullfilling-Prophecy-Psychologie. Man kann sich aber auch einfach über die chicken, retrofuturistischen Synthesizer in „Final Call“ freuen, oder sich in „Steps“ der bis dato schönsten traurigen Cello-Melodie des Jahres hingeben.
„What is the weight of a heart”, fragt Peers metaphorisch in “Rain Falls” und liefert damit die unverfänglichen Lyrics zu zeitlos arrangiertem Singer/Songwriter-Dream-Pop, der immer häufiger wird, aber nur selten so durchdacht und gleichzeitig leicht und erhaben wirkt.
Am Ende ist „See How The Light Falls“ ein Album, um den inneren Rhythmus abzutasten und – wenn der Schuh sonst nirgends drückt – wieder bei der inzwischen politischen Streitfrage zu landen: Zeitumstellung pro oder contra.