„Der Golem, wie er in die Welt kam“. Ob Tarek K.I.Z den 1920er Stummfilm vor Augen hatte, als er sein erstes Solo-Werk betitelte, ist nicht überliefert.
Fakt ist: Eine eigene Platte, ganz ohne die Jungs, war ein Traum, der ihn schon lange umtrieb und den auch sein kranker Vater, selbst Musiker und bis zum letzten Atemzug stolz auf den künstlerischen Werdegang seines Sohnes, in sich trug, selbst aber nie in die Tat umsetzte.
Eine Menge Lehm hat sich unter Tareks Händen angesammelt, aus dem er ein emotionales, 12-teiliges Verbal-Ungetüm formte, das nun via Eklat Tonträger von der Kette gelassen wird.
Aus dem sehr persönlichen Blickwinkel heraus, nährte sich sein Baumaterial für die Songs aus dem generellen Unverständnis gegenüber einer Welt, derem Lauf er – siehe Cover – bereits als kleiner Junge befremdet gegenüber stand, deren gärendes Konglomerat abstrakt bleibt, wo es anderer Stelle konkret werden kann, sich Fassaden-Rapper oder Repräsentanten des Machtapparats als Feindbild aufdrängen.
Übertreibung veranschaulicht, wie mit seiner Crew steht er auch solo dem gesprochenen Gewaltexzess nicht abgeneigt gegenüber. Trotzdessen, dass ein Basketballspiel mit abgetrenntem Kopf oder das In-Säure-auflösen-und-im-Klo-runter-spülen vom Endgegner „Saw“- oder „Hostel“-Assoziationen weckt, bleibt die Suche nach dem „Ticket Hier Raus“ gegenwärtig.
Bei allem, was gesellschaftlich und politisch hassenswert ist, wird der kritischen Selbstreflexion ausreichend Platz eingeräumt, etwa wenn ein „Weißer Drache“ sich mit seiner Drogenkarriere auseinander setzt.
Auf „Golem“ dominieren Inhalte, der unterlegte Sound ist für ein Mitglied aus dem Hause K.I.Z dennoch ein wenig überraschend. Mit Philipp Hoppen (u.a. Kraftklub) minimalistisch ausgelegt, befeuert dies die Abgrenzung seiner Produktion zu den Beats seiner Hauptband, schippert Tarek auf einer Autotune-Welle bis zum Schwindlig-werden.
Selbst „K.I.Z für immer“, der Track, bei dem Maxim und Nico mit am Start sind, um Blutsbrüderschaft zu rappen, macht dabei keine Ausnahme, hier fällt allerdings schmerzlich auf, dass „Hurra, Die Welt Geht Unter“ auch schon wieder einige Jahre her ist.
„Golem“ hinterlässt Eindruck, in Wort und Ton wuchs hier zusammen, was zusammen gehört.