Für Zartbesaitete. Will Samsons fünftes Album trudelt in der hektischen Vorweihnachtszeit durch den Äther und will die Zeit anhalten.
„Paralanguage“ ist dabei ein klassisches Traumaüberwindungsalbum. Den Tod seines Vaters verarbeitend pluckert und wabert hier der instrumental verstärkte elektronische Ambient und kuschelt sich zuhause ein.
Der mit Nils Frahm bereits zusammengearbeitet habende Will Samson ist allerdings hierzulande ein noch weitestgehend unbeschriebenes Blatt, über den auch nicht viel mehr als seine Musik herauszukriegen ist und vielleicht noch die bisherigen Lebensstationen des gebürtigen Briten – Lissabon, Berlin und zurzeit Brüssel.
In seinem Anspruch ist „Paralanguage“ ein ehrenwertes Album: den Tod eines geliebten Menschen verarbeitend, legt es das thematische Augenmerk auf die Parasprache, jener mythisch klingende linguistische Fachbegriff, der die Summe der nonverbalen Kommunikation vereint, also Gestik, Mimik, Tonfall, Lautstärke, Pausen.
Den musikalischen Fokus auf das Ungesagte zu lenken, für die Dinge die unsagbar wehtun, offenbart Sensibilitäten, die Musik sehr gut kann. Sich Emotionen hinzugeben, ist unter musikalischen Einfluss immer noch einfacher als in jedem Dialog.
Allein der sensible Instrumenten-Ambient will nicht so richtig zupacken. Im fehlt ein unwiderstehlicher Biss, eine tragende Kraft, die Will Samson einsetzen könnte, um eine Sogwirkung zu entfalten.
Stattdessen regiert ein anfangs niedlicher, doch zusehends langweiliger Singsang, eine Monotonie in seiner Paralanguage, die sich auch in seinem Songwriting wiederspiegelt.
Beklemmende Syntheziser, gezupfte Gitarren und ausgedehnte leidvolle Streicherpartituren allein machen noch kein großes Gefühlskino aus.
Ein sehr gut gemeintes Entschleunigungsalbum wird so leider zur Schlaftablette, man wird hier unfreiwillig Zeuge eines Leids, das einem nicht zu berühren vermag, weil die musikalischen Tatsachen dem emotionalen Anspruch stark hinterherhinken.