Nicht nur Leipzig musste viele Jahre auf Blumfeld verzichten, bevor sich Deutschlands führende Diskurs-Popper wieder zusammenfanden und ihre „Love Riots Revue“ im letzten Jahr hier Station machte.

Dank des GeyserHauses bot sich am Freitagabend zeitnah Gelegenheit, sich Jochen Distelmeyer, Eike Bohlken und André Rattay noch einmal an der frischen Luft anzusehen.

Um 20:00 Uhr marschierte die Blumfeld-Gründungscrew, begleitet von Daniel Florey, zu Tschaikowskis „Tanz der Zuckerfee“ auf die Bühne des hellsten Sterns unter den Open-Air Spielstätten der Stadt um, „Einfach so“, zu den Instrumenten zu greifen.

Die Distelmeyer Solo-Nummer machte den Auftakt und löste bei Gästen, die schon im Juni 2018 im Conne Island dabei waren, ein déjà-vu aus, denn mit fast identischer Setlist ging es durch den Abend.

Wenngleich „Von Der Unmöglichkeit „Nein“ Zu Sagen, Ohne Sich Umzubringen“ oder „Ich – Wie Es Wirklich War“ live vom Original abweichen und „Pickelface Ist Back In Town“ längst nicht mehr seine juvenile Wut transportiert: es ist genau diese Song-Auswahl, die einen repräsentativen Querschnitt von dem abbildet, mit dessen Inhalten Distelmeyer die Stellung des Individuums im Wandel der gesellschaftlichen Entwicklung sezierte und mit Hilfe derer Blumfeld-Freunde alte oder „wegen Weltallergie“ immer noch nicht verheilte Wunden pflegen können.

Rattey gibt mit seinem Schlagzeug den Takt, Philosoph Dr. Bohlken bearbeitet sein Bass-Brett mit dem Gesichtsausdruck eines glücklichen großen Jungen und der Mann am Mikrofon befindet sich von Beginn an in herzlicher Interaktion mit den Anwesenden.

„Ihr seid geil“ erfuhren diese mehrfach, wurden sie selbstverständlich auf den bevorstehenden sächsischen Wahlsonntag hingewiesen und wie in seinem Roman „Otis“ glänzte der Frontmann mit der Gabe, von einem belanglosen Thema ins tief Analytische zu wechseln, hier nahtlos aus der Plauderei über die „König der Löwen“-Neuverfilmung in eine wissenschaftliche Abhandlung über Identität und Identifikation überzuleiten.

Weite Teile des Abends wird er mit dem Stimmen seiner Gitarren beschäftigt sein, die müssen perfekt klingen, denn „Harmonie und Vergebung“ sind die Komponenten, die die Welt zusammen halten, erfahren alle nach der Vollbremsung zu Beginn von „Wir Sind Frei“.

Inzwischen ist mit Daniel Florey der zweite Band-Begleiter auf der Bühne, auch zu fünft gelingt es nicht immer, alle Instrumente in Gleichklang zu bringen.

Das bleibt Randnotiz, der Sound ist für Freilichtveranstaltungen satt, Blumfeld haben sich nicht erst während „Pro Familia“ in einen Rausch gespielt, der – abweichend von zuletzt – mit „Tics“ auch einen Beitrag von „Verbotene Früchte“ beinhaltete.

Nach einer Stunde marschieren die Protagonisten erstmals ab, die vier Zugabenblöcke des vergangenen Jahres werden aufgrund des zeitigen Zapfenstreichs mitten im Wohngebiet nicht erreicht, aber für einige Evergreens bleibt genügend Zeit.

„Draußen Auf Kaution“ und „Superstarfighter“ gehören dazu, später wird sich der Frontmann, „Too sexy for the Führerbunker“, durch die „Tausend Tränen Tief“-Konserve wiegen, an dieser Stelle wieder sein „Sade-Feeling“ entwickeln und das rhythmische Klatschen aller in die Vorstellung seiner Mitstreiter integrieren, bevor Blumfelds Stern auf dem „Walk of Fame“ der Musikgeschichte, „Verstärker“, zu funkeln beginnt.

„Kommst Du Mit In Den Alltag“ spielt die Band am Schluss. Die Eindrücke vom gestrigen Abend werden dies wieder lange tun. Die Frage, ob es neue Songs geben wird, bleibt allerdings auch am gestrigen 23. August 2019 unbeantwortet.

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