Es passt, dass sich Simon Bonney gerade mit Langzeit-Kumpel Mark Lanegan auf US-Tour befindet. Denn die Brüder im Geiste beackerten in ihrer Karriere schon oft das gleiche Feld, die dunklere Seite des Blues.

Der im Red-Light-Distrikt zu Sydney sozialisierte Bonney betreibt dies, seit er 16-jährig die legendären Crime And The City Solution ins Leben rief. Die Band, die er als deren Epizentrum mit vielen, inzwischen ebenso legendären, Kollegen, von denen er mittlerweile nicht wenige überlebte, betrieb und die 2017 mit „American Twilight“ ein donnerndes Comeback feierte.

Sein Konzert-Set dürfte sich größtenteils auf die „Past, Present, Future“ – Werkschau berufen, auf der neben Stücken aus den beiden 90er Solo-Alben „Forever“ und „Everyman“ unveröffentlichtes Material zu hören ist, das einst für einen Longplayer namens „Eyes Of Blue“ vorbereitet und bisher in diesem Format nicht zugänglich war.

Auffällig, dass beim Australier im Gegensatz zur just erschienenen „Taken By The Dream“-Platte vom, in derselben kreativen Generation wie er verwurzelten, Landsmann Hugo Race, die Jalousien ein kleines Stück weiter geöffnet sind, zwischen den Gesängen über Schmerz und Verlust optimistische Momente auftauchen.

Dies, obwohl der politisch und sozial engagierte Mann in seinem bewegten Leben vom tiefsten Outback seiner Heimat bis nach Bangladesch an Orten unterwegs war, die nicht für unkomplizierte Lebensbedingungen bekannt sind, „Where Trouble Is Easier To Find“, wo sich in zahlreichen Konflikten die Spreu vom Weizen menschlichen Verhaltens trennt.

Den dortigen Spannungsfeldern überdrüssig, fand er zurück zu seiner Musik und stellte fest, dass seine Stücke jene Zeitlosigkeit beinhalten, die das Erlebte wiederzugeben imstande sind.

Der Weg führt durch den „Ravenswood“, melancholisch zu Beginn, kraftvoll im Mittelteil, reduziert im Abgang, trägt das Walkabouts-artige „Don’t Walk Away From Love“ das Licht am Ende des Tunnels in sich, ist der Song über die immerwährende Verbindung liebender Menschen, „A Sweeter Kind Of Pain“, mit seinem Cello in Moll ein dunkles Epos aus der „Past“.

Streicher prägen auch das „Present“- Stück „The Great Survivor“, fügt sich dieses nahtlos in den Bestand ein, wie auch „Annabelle Lee“ mit seiner Hammond-Orgel und dem opulent-staubigen Bariton oder das Scott-Walker-Cover „Duchess“, bestens als würdige Hommage an den kürzlich von uns gegangenen Walker geeignet, nachhaltig zur Erweiterung von Bonneys Portfolio beiträgt.

Mit fulminant-disharmonischem Finale schließt „Can´t Believe Anymore“. Der Glauben an weitere Großtaten in der „Future“ eines begnadeten Musikers bleibt.

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