Gibt es sowas wie klebrige Musik? Vieles, was einem so in den Kopf kommt, wenn man „Deutsch-Pop“ hört, könnte vielleicht in diese Kategorie passen: Die Songs sind nur allzu zäh und der Sinngehalt der Texte passt in eine 33ml-Tube. Der Name Mark Forster fällt auf diesem Album sogar in irgendeiner Liedzeile („…wird übertönt von meinem Subwoofer“).
Das neue Album von Mine ist zwar mit jenem klebrigen Kunststoff betitelt, den sie sich auf dem Cover-Bild auch das Gesicht herunterlaufen lässt, aber mit dem dickflüssigen Deutsch-Pop-Einerlei hat „Klebstoff“ wenig zu tun – damit verglichen ist das dritte Album der 33-jährigen angenehm erfrischend.
Auf einem Pop-Album würde man schließlich kaum einen Dudelsack vermuten. Aber im Song „Du kommst nicht vorbei“ fügt er sich hervorragend in die düster-aggressiven Elektro-Rhythmen.
Darauf wäre man nicht unbedingt gekommen, aber Mine macht einfach: Eine Sprachaufnahme vom Smartphone wird als Skit zweitverwertet, Stimmen werden verfremdet, mit elektronischen Spielereien jongliert. Das Einfach-mal-machen wird in „Einfach so“ sogar zum Thema gemacht.
Und unter allem liegt, wie in der Pop-Hymne und Vorab-Single „90 Grad“, ein geradezu pulsierender Synth-Bass. Der macht sogar die Balladen fast tanzbar. „Klebstoff“ gehört zu diesen melancholischeren, aber absolut unklebrigen Stücken des Albums.
Nur: Ist das eigentlich noch Deutsch-Pop? Die Grenzen zum Hip-Hop sind fließend, nicht nur wegen der zahlreichen Gaststars, die hier und dort mal eine Strophe rappen dürfen. Die Hip-Hop-Streicher in „Guter Gegner“ klingen etwa ganz wie bei Peter Fox. Und der machte auch schon ziemlich untypische deutsche Musik.