Wenn die Welt noch etwas zusammen halten kann, dann ja wohl die Liebe. Dachten sich auch verdiente Veteranen des deutschen Hip-Hop, und so einten Fettes Brot über drei Jahre nach „Teenager Vom Mars“ die Songs ihres neunten Studio-Albums unter der „Lovestory“-Flagge.
Wobei der Gruß aus der Küche, „Du Driftest Nach Rechts“, schon ahnen ließ, dass es Dokter Renz, König Boris und Björn Beton nicht um das Kehren von brennenden Themen der Zeit unter den Kuschel-Teppich der Gefühle geht, sondern um eine mit Blick durch die Liebes-Brille formulierte Positionierung zu eben diesen.
Dass die Herren dabei nicht auf Jux und Dallerei verzichten (man überzeuge sich davon auch in ihrer Radio-Frage-Show „Was Wollen Wissen?“, der inzwischen auch ein Buch anhänglich ist), versteht sich von selbst.
Entsprechend markiert die Clowns-und-Helden-Persiflage „Ich Liebe Mich“ zu Beginn das Revier, wird sich fortan durch die Liebe in Zeiten der Moderne getextet, werden darin Radikalisierung, Virtual-Reality-Übernahme, Homophobie und Social-Media-Wahn entsprechend eingepreist.
Alles, was irgendwie in ihr Hip-Hop Gusto passt, findet sich in den Arrangements, ist man leichtfüßig zwischen Grandmaster-Flash-Gedächtnis-Scratching, dem „Wetterfrau“-Revueformat, einem „99 Luftballons“-Sample in „Denxu“ und dem schillernden Earth, Wind & Fire-Funk von „Geile Biester“ unterwegs, wird mittweilen („Klapse“) allerdings auch in den musikalischen Leerlauf geschaltet.
Dass Fettes Brot Andante beherrschen, ist nicht erst seit „An Tagen Wie Diesen“ bekannt und in diesem Tempo erwischt das Album mit „Opa + Opa“ einen ganz starken Moment, einer Geschichte von einem schwulen Paar, das sich ohne eine breite Gender-Front im Rücken gegenüber allen Ressentiments gegen ihr Lebensmodell in den 60er, 70er und 80er behaupten musste – Love rules!
Sicher hatte die Band in ihrer langen Karriere schon stärkere Argumente und wenn Zeilen wie „Verzeih mir mein Gestotter, Du haust mich vom Hocker“ aus ihren Mund ein wenig schmerzen: die typische Art, mit denen sich die Drei den veränderten Umständen stellen und sich wiederholt vom Auf-dicke-Hose-machen im Genre abgrenzen, lässt die Crew auch nach über einem Vierteljahrhundert relevant bleiben.
„Zwei Freunde und Du“ heißt es schlussendlich, „Drei Freunde und Wir“ heißt es noch immer für Fettes Brot und uns.