Am Ende definiert sich jedes Lied von selbst – Jade Bird im Interview

In der angepoppten Singer-Songwriter-Branche werden ständig neue vielversprechende Acts vor die Tür gestellt, in der Hoffnung, dass die vorbeitrabende Masse Augen und Ohren aufreißt, zupackt und so lange wie möglich nicht mehr loslässt. Eins der aktuell heißesten Genre-Eisen kommt aus dem britischen Norden, schwört auf die Melange aus Indie-Pop und Americana und hört auf den Namen Jade Bird. Nach ersten Streaming-Erfolgen („What Am I Here For“, „Lottery“, „Uh Huh“) zieht es die 21-jährige Sängerin nun mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum in die weite Welt hinaus. Kurz vor dem Release ihres Studio-Erstlings sprachen wir mit Jade Bird über Selbstfindung, Offenheit und die Verbindung zwischen Publikum und Künstler.

MusikBlog: Jade, dieser Tage erscheint dein Debütalbum. Welche Gefühle überwiegen gerade?

Jade Bird: Ich bin natürlich total aufgeregt und kann es kaum erwarten. Die Vorfreude ist riesengroß. Vielleicht ist auch ein bisschen Angst dabei. Irgendwie steckt alles drin. In erster Linie bin ich einfach nur froh, dass es nun endlich soweit ist, und ich ein neues Kapitel starten kann. Ob ich nun lange Zeit mit dem Album unterwegs sein werde, oder mich hinsetze und mit dem Schreiben neuer Songs beginne: Ich möchte unbedingt den nächsten Schritt gehen.

MusikBlog: Inhaltlich beschäftigst du dich auf dem Album mit den vergangenen zwei Jahren deines Lebens. Was waren denn die wichtigsten Ereignisse während dieser Zeit?

Jade Bird: Ich war 18, als der Produktionsprozess des Albums begann. Jetzt bin ich 21. Während dieser Zeit habe ich beziehungstechnisch viel erlebt. Partnerschaften gingen in die Brüche. Ich habe mich neu verliebt. Ich habe in der jüngeren Vergangenheit viel über mich selbst herausgefunden. Mein Selbstvertrauen ist gewachsen.

MusikBlog: Musikalisch lässt du dich nur schwer einfangen. Steckt da ein Konzept hinter?

Jade Bird: Jeder Song hat seine eigene Geschichte. Ich folge keinem Sound-Plan. Am Ende definiert sich jedes Lied von selbst, völlig unabhängig von Kategorisierungen und Genres.

MusikBlog: Gibt es Künstler oder bestimmte Alben, die dich in puncto Inspiration während des Songwritings begleitet haben?

Jade Bird: Oh, da gibt es so einige. Fleetwood Mac, Tusks , Sonic Youth, Weyes Blood, Cherry Glazerr, Chris Isaak: Die Liste ist noch lange nicht zu Ende. Ich hatte definitiv viel Musik von außen in meinem Kopf. (lacht)

MusikBlog: Gibt es einen Song auf dem Album, der dir besonders viel bedeutet?

Jade Bird: Jeder Song hat eine Bedeutung für mich. Aber auf „If I Die“ bin ich besonders stolz.

MusikBlog: „If I Die“ ist nicht der einzige Song, auf dem du dich mit intimsten Gedanken und Gefühlen beschäftigst. Würdest du dich als einen Menschen beschreiben, der keine Probleme damit hat, die eigenen Gefühle transparent und authentisch nach außen zu tragen?

Jade Bird: Ich bin schon ein ziemlich offener Mensch. Das ist Fluch und Segen zugleich. Grundsätzlich liebe ich es, während des Schreibens in der Lage zu sein, mein Innerstes nach außen zu kehren. Das hat was von einer Selbsttherapie.

MusikBlog: Live bist du mittlerweile mit einer kleinen Band am Start. Wie habt ihr euch kennengelernt?

Jade Bird: Meinen Gitarristen habe ich vor drei Jahren während eines Konzerts in einem Pub kennengelernt. Ein Jahr später haben wir uns dann noch einmal getroffen und Nägel mit Köpfen gemacht. Mein Bassist ist sein bester Freund. Nachdem wir eine Zeit lang mit Mitgliedern der Mystery Jets gejamt haben, stieß unser jetziger Drummer Alex Torjesen dazu.

MusikBlog: Wo seid ihr live am liebsten unterwegs? In den kleinen Clubs? Oder auf größeren Festivals?

Jade Bird: Am liebsten stehe ich in kleineren Clubs oder schönen Theatern auf der Bühne. Ich liebe es, wenn die Location einen natürlichen Hall-Sound erzeugt. Letztlich hängt natürlich auch viel vom Publikum ab. Wenn die Verbindung zwischen Künstler und Publikum stimmt, ist es eigentlich egal, wo man spielt.

MusikBlog: Wenn ich mir Live-Videos von dir ansehe, wirkst du immer sehr selbstbewusst auf der Bühne. Ist dieses Urvertrauen in das eigene Können immer da?

Jade Bird: Das täuscht ein bisschen. Ich bin immer sehr aufgeregt, bevor es auf die Bühne geht. Und wenn dann die Atmosphäre nicht richtig passt, hilft mir auch nichts mehr aus der Misere raus. Normalerweise ist die Stimmung aber toll, so dass ich gar keine andere Wahl habe, als den Abend und die Show in vollen Zügen zu genießen.

MusikBlog: Producer-Legende Tony Visconti zählt zu deinen größten Fans. Er beschreibt dich als „sehr intelligente Sängerin, die alles erreichen kann“. Was macht so eine Adelung mit dir?

Jade Bird: Ich schätze Tony als großartigen Künstler. Und es ehrt mich natürlich, wenn er so etwas sagt. Seine Worte geben mir das Gefühl, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

Schreibe einen Kommentar

Das könnte dir auch gefallen

Album

Saint Etienne – The Night

Album

Snoop Dogg – Missionary

Video

Mia Morgan – 1000 Kleine Tode – Neues Video

Login

Erlaube Benachrichtigungen OK Nein, danke