Yann Tiersen hat gewissermaßen Glück und Pech zugleich. Einerseits klingelt es bei seinem Namen fast überall. Das ist doch der, der den Soundtrack zu „Die fabelhafte Welt der Amélie“ gemacht hat, oder?

Ja, das ist genau der. Aber das ist mittlerweile auch schon knapp 18 Jahre her und seitdem hat der gebürtige Franzose mehr als eine Handvoll weitere Alben veröffentlicht.

Mit „All“ feiert Tiersen eine ganz besondere Premiere. Es ist die erste Platte, die in seinem eigenen Studio „The Eskal“ aufgenommen wurde. Aber „The Eskal“ ist nicht irgendein stereotypischer Aufnahmeraum.

Seit 10 Jahren lebt Tiersen auf der kleinen Insel Ouessant, die sich in der keltischen See zwischen Cornwall und der Bretagne befindet. Dort hat er eine alte Diskothek in eine künstlerische Begegnungsstätte verwandelt.

Wenn jemand seinen Lebensanker so inmitten der Natur positioniert wie Tiersen, wundert es nicht, dass sie auch bei seiner Musik eine große Rolle spielt. Was der Franzose auf seiner letzten Platte „EUSA“ startete, führt er nun weiter.

Auf „All“ verwebt er seine sphärische Musik mit Aufnahmen aus der Natur. „Tempelhof“ enthält, wie der Name schon vermuten lässt, Soundschnipsel vom Berliner Tempelhof, dem ehemaligen Flughafen, den sich die Natur zurückerobert hat und nun wieder mehr ein Ort des Grünen statt des Betons ist.

Das Vogelgezwitscher auf „Koad (Wood)“ wurde in einem Redwood-Nationalpark in Großbritannien aufgenommen, wo die gigantischen Mammutbäume beheimatet sind.

Mit „Usal Road“ fängt Tiersen ein dramatisches Erlebnis an der kalifornischen Küste ein: Er und seine Frau wurden bei einer Radtour von einem Puma verfolgt.

Aber es gibt auch eine Neuheit auf „All“, denn Tiersen hat sich einige Gastsänger eingeladen, die mal auf Französisch, mal auf Bretonisch singen. Bei Songs wie „Erc’h“ oder „Bloavezhioù“ fühlt man sich dadurch noch mehr in eine weit entfernte Welt entrückt.

Generell ist „All“ experimenteller als das meiste, was Tiersen bislang komponiert hat. Das typische Klavier-Gerüst fehlt bei vielen Songs, was das Album einerseits spannender, andererseits aber auch schwerer zugänglich macht.

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