Liebeskummer ist ein Gefühl, das man niemandem wünscht. Nichts scheint mehr wichtig, alles ist egal. Im Kopf laufen Bilder aus der Zeit, als alles noch so schön war.
Wenn sich nur eine gute Sache über Liebeskummer sagen lässt, dann doch, dass dieses Gefühl seine Leidtragenden schon öfter zu großen Werken beflügelt hat – gerade in der Musik.
Auch das erste Album von Friska Viljor entstand schließlich, als Daniel Johansson und Joakim Sveningsson einst ihre gebrochenen Herzen in den Kneipen von Stockholm ertränkten und schließlich in einem Aufnahmestudio landeten. So erzählt es die Bandlegende der schwedischen Indie-Truppe.
Der Liebeskummer von einst lässt sich allerdings gar nicht vergleichen mit dem, was Sänger Sveningsson in den letzten Jahren durchgemacht haben muss.
Als die Beziehung mit seiner Lebenspartnerin in die Brüche ging, da trennte sich nicht einfach ein Paar, sondern es zerbrach eine mittlerweile vierköpfige Familie.
Sveningsson, so erzählte er es in einem Facebook-Statement, flüchtete sich wieder in den Alkohol, und fiel in eine tiefgreifende Lebenskrise.
Kein Wunder also, dass Friska Viljor in den vergangenen Jahren wie von der Bildfläche verschwunden war – der Frontmann hatte einfach andere Probleme.
„Die letzten zwei Jahre meines Lebens waren die schlimmsten, die ich je erlebt habe“, sagte Sveningsson, als die Band im vergangenen Jahr beim Reeperbahn Festival überraschend wieder auftauchte.
„Broken“ ist das Album, das daraus entstanden ist. In 43 Minuten komprimiert es die Geschichte einer Trennung von den ersten Zweifeln („Unless You Love Me“, „Is It Over“) über Phasen der Selbstverachtung („Failure“) und der Reue („Regrets“) bis hin zur bitteren Einsicht am Ende: „Guess It’s Over“.
Wenn man dem zuhört, kann man nur erahnen, wie tief das Loch gewesen sein muss, in das Sveningsson gefallen ist – die feuchtfröhliche Heiterkeit und der strahlende Optimismus der vergangenen Alben ist wie weggeblasen.
Bis auf einige Ausnahmen jedenfalls – der Track „Endless Life“ oder die Single „Unless You Love Me“ mit ihrem treibenden Beat erinnern noch am ehesten an die früheren Gute-Laune-Songs.
Doch hier täuscht die Form über den Inhalt. „I am not in love with you if you are not in love with me, so I want to break up”, singt Sveningsson im Opener.
Ansonsten herrschen die leisen Töne. Vorbei ist es mit den Bläsern und Trommeln, Ukulele und Mundharmonika – „Regrets“, vielleicht der Höhepunkt des Albums, wird von einem gedankenversunkenen Piano unterlegt, und während man den Sänger dazu seufzen hört, sieht man ihn am Klavier sitzend seiner Verflossenen hinterher trauern.
Die „Ahah“-Chöre, die früher das Konzertpublikum zum Mitsingen animierten, sind in „Lights Out“ eher Wehklage als Singalong.
„Mistakes“ markiert dann in der zweiten Hälfte den Wendepunkt: „On my way down but stopped it somehow, maybe I hit the ground”, heißt es da – ab nun gibt es gar keinen anderen Weg mehr als bergauf.
Nicht nur Sveningsson selbst, auch die Band drohte an der Krise ihres Frontmanns zu zerbrechen. Auf seinem Tiefpunkt soll er Bandkollegen Daniel Johansson gesagt haben, dass er keine Lust mehr auf das Musikmachen habe. Gut, dass dieser ihn davon abbringen konnte.
Statt daran kaputt zu gehen, ist die Band an dieser Zeit eher gewachsen. Mit „Broken“ leistet die Band dem Subgenre des Trennungsalbums einen spannenden neuen Beitrag – und verlassen die, auf sechs Alben zuvor recht ausgetrampelten Pfade.
Künftig dürfen sie das auch gern ohne vorangegangene Sinnkrise tun.