Nach einem jahrelangen Album-Tour-Album-Zyklus hatten die beiden Balthazar-Oberhäupter Maarten Devoldere und Jinte Deprez nach der Veröffentlichung ihres letzten Band-Albums „Thin Walls“ die Faxen dicke und legten sämtliche Balthazar-Aktivitäten erst einmal auf Eis. Drei Jahre später melden sich die Belgier nun mit ihrem Comeback-Album „Fever“ zurück. Wir trafen uns mit Maarten Devoldere und Jinte Deperez zum Interview und sprachen über aufgeladene Akkus, hilfreiche Nebenprojekte und den Abschied von Violinistin Patricia Vanneste.
MusikBlog: Nach einer dreijährigen Balthazar-Pause, in der ihr zwei erfolgreiche Solo-Projekten an den Start gebracht habt, seid ihr mit eurem neuen Album „Fever“ endlich wieder vereint unterwegs. Wie fühlt sich das an?
Maarten Devoldere: Es fühlt sich richtig gut an. Die Pause war wichtig, um die Köpfe wieder frei zu bekommen.
Jinte Deperez: Wir sind jetzt wieder eine richtige Einheit. Nach dem letzten Album waren die Akkus total leer. Wir waren ausgebrannt und in puncto Kreativität und Motivation völlig leer. Die letzten drei Jahre haben uns richtig gut getan.
MusikBlog: Ihr beide habt während der Band-Pause eigene Solo-Projekte an den Start gebracht (Warhaus, J. Bernardt). Wie wichtig waren diese beiden, musikalisch doch sehr unterschiedlichen Projekte für den „Fever“-Entstehungsprozess?
Maarten Devoldere: Ich denke, dass wir ohne diese beiden Projekte heute vielleicht gar nicht über ein neues Balthazar-Album reden würden. Dieses Ausbrechen aus gewohntem Terrain hat uns musikalisch erst wieder zusammengeführt. Wir konnten unsere künstlerischen Horizonte erweitern, und erstmal seit langer Zeit mal wieder komplett ohne Druck arbeiten.
MusikBlog: Gab es einen bestimmten Moment, der den Startpunkt für „Fever“ markiert hat? Oder war das eher ein Prozess?
Jinte Deperez: Es gab in der Tat einige Momente, die man im Nachhinein als Weckrufe bezeichnen könnte. Wir haben mit unseren Projekten ja nicht nur Alben aufgenommen. Wir waren auch viel live unterwegs. Während dieser Zeit haben wir uns beide gerne gegenseitig beobachtet. Das war zuerst nur so ein Spaß. Man wollte einfach wissen, was der andere da so auf der Bühne treibt. Wir haben dann aber schnell gemerkt, dass sich da so eine gewisse Energie aufbaut. Plötzlich waren da wieder die Lust und das Verlangen nach neuen Balthazar-Aktivitäten präsent. Das hatte schon was Magisches.
MusikBlog: J. Bernardt spielt mit Elementen aus den Bereichen Soul, Pop und R’n’B, während sich die Songs von Warhaus irgendwo zwischen klassischem Indie-Pop und Chanson einordnen lassen. Wie viele Sound-Trademarks aus diesen beiden Projekten habt ihr in den Songwriting-Prozess für „Fever“ mit einfließen lassen?
Maarten Devoldere: Uns ging es weniger darum, explizite Sounds zu übernehmen. Uns war wichtiger, dass wir die Stimmung und die Atmosphäre der beiden Solo-Projekte in den Produktionsprozess mit einbeziehen. Ich denke, das haben wir auch ganz gut hinbekommen. „Fever“ hat eine gewisse Leichtigkeit, die unseren letzten Alben ein bisschen fehlte. Wir konnten etwas Druck rausnehmen. Wir wollten auf keinen Fall verkrampft klingen. Die Erfahrungen, die wir mit den Solo-Projekten sammeln konnten, haben uns dabei geholfen, einen neuen, etwas lockeren Vibe zu entfachen.
MusikBlog: Diese etwas aufgelockerten Vibes werdet ihr euren Fans in Zukunft ohne eure langjährige Violinistin Patricia Vanneste präsentieren. Patricia hat die Band im vergangen April verlassen. Was genau waren die Gründe? Und wie überrascht wart ihr von ihrer Entscheidung?
Maarten Devoldere: Das Wichtigste in so einer Situation ist immer, dass man ehrlich und vertrauensvoll miteinander umgeht. Natürlich waren wir überrascht und traurig, als Patricia sich uns anvertraute und uns von ihren zukünftigen Plänen berichtete. Aber gab keinerlei Streitereien oder sonstigen Zwist. Wir sind freundschaftlich auseinander gegangen. Und das war, glaube ich, für alle Beteiligten das Entscheidende.
Jinte Deperez: Nach 14 Jahren in der Band brauchte sie einfach eine Veränderung. Sie hat noch ein paar andere, kleinere Projekte, in die sie involviert ist. Für diese Projekte hat sie jetzt mehr Zeit. Das ließ sich zeitlich einfach nicht mehr alles unter einen Hut bringen. Zudem wollte sie auch musikalisch neue Dinge ausprobieren. Es ist wirklich schade. Aber wie gesagt: Das Wichtigste war, dass wir uns in die Augen schauen und mit einem freundschaftlichen Gefühl auseinander gehen konnten.
MusikBlog: Mit Tijs Delbeke habt ihr bereits ein neues Band-Mitglied am Start. Was zeichnet Tijs aus?
Maarten Devoldere: Tijs passt wunderbar in die Band. Mit ihm ist wieder ein frischer Wind vorhanden, der dem großen Ganzen hörbar gut tut. Er ist eine tolle Persönlichkeit, ein wunderbarer Mensch und ein begnadeter Multi-Instrumentalist. Wir freuen uns schon total auf die kommende Tour, bei der wir ihn das erste Mal mit dabei haben werden. Wir sind wirklich froh und happy, dass er bei uns ist.
MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.