Cherry Glazerr sind zurück. Und auch, wenn Sasami Ashworth mittlerweile solo und als Sasami ihr Glück versucht, klingt das neue Album „Stuffed & Ready“ genau nach dem, was man von der Band aus dem Sonnenstaat Kalifornien erwartet. Wenn man das denn überhaupt irgendwie eingrenzen kann.
Hypermoderner Indie-Rock, der stetig zwischen investigativer Sanft- und ungefilterter Rohheit pendelt, begrüßt einen nämlich schon gleich mit den ersten beiden Tracks:
„Daddi“ und „Ohio“ klingen nach Livemusik und nach gewolltem Kontrollverlust. Irgendwie geht es um Punk-Attitüde, aber irgendwie auch überhaupt nicht um ein konkretes Feindbild.
Stattdessen schwingt auf „Stuffed & Ready“ die kompromisslose Überzeugung mit, dass alles raus muss. Den Mitteilungsdrang könnten manche als Arroganz verstehen, anderen könnten ihn vielleicht sogar als Inspiration wahrnehmen. Cherry Glazerr scheint aber eh egal zu sein, zu welcher Gruppe man gehört.
Wie schon Snail Mail, Courtney Barnett, King Tuff oder eben auch Cherry Glazerr und Sasami es in den letzten Jahren immer wieder verdeutlicht haben, lebt der moderne Indie-Rock nicht in denen weiter, die sich auf vergangenen Lorbeeren ausruhen, sondern in denen, die sich einfach so ausruhen.
Der Probenraum und eine ehrliche aber reflektive Slacker-Einstellung haben es sich im Indie-Rock der Gegenwart bequem gemacht und finden ihr Publikum quasi wie von selbst.
Das liegt vielleicht auch daran, dass Alben wie „Stuffed & Ready“ großartige Projektionsflächen sind. Je nach eigenem Befinden kann man auf der neuen Platte von Cherry Glazerr so ziemlich alles fühlen, was es zu fühlen gibt.
Wut und Melancholie sind natürlich dabei, aber auch Zufriedenheit und Liebe bahnen sich als treibende Kräfte immer mal wieder den Weg in den Vordergrund.
Einen falschen Moment für das aktuelle Album der Band aus Los Angeles gibt es nicht. Ebenso wenig gibt es einen klaren Höhepunkt oder überhaupt einen Verlauf. Der Prozess liegt in der Momentaufnahme, und die Momentaufnahme gibt es mit jedem einzelnen Song.