Bricht mit „Fever“ tatsächlich ein neues Balthazar-Kapitel an? Fans der flämischen Indie-Popper sind jedenfalls gespannt wie ein Flitzebogen, ob die Solo-Ausfläge der beiden Band-Aushängeschilder Jinte Deprez (J. Bernardt) und Maarten Devoldere (Warhaus) irgendwelche Spuren hinterlassen haben.

Nun liegt „Fever“ endlich auf dem Tisch. Und um es vorweg zu nehmen: Ja, im Balthazar-Universum hat sich so einiges getan. Von chilligen Basslines angetrieben duellieren sich narkotisierende Strukturen aus dem 80s-lastigen Indie-Pop-Archiv („Changes“, „Watchu Doin'“) mit groovigen Einschüben aus der Schlaghosen-Funk-Abteilung („Entertainment“).

Ebenfalls im Programm: Betörende Blues-System-Backgroundgesänge („Changes“), ein frickeliges Gitarrensolo („I Never Gonna Let You Down“), ein paar blubbernde Bingo Bongos aus der Retorte („Grapefruit“) und eine tanzbare Valium-Hymne mit dynamischer Attitüde („Wrong Vibrations“).

Neben den hörbaren Solo-Inspirationsquellen hinterlässt auch der Abgang von Violinistin Patricia Vanneste einige Spuren. Weit weniger streicherverliebt als noch in der Vergangenheit, schieben Balthazar die einstigen Mystik-Trademarks galant beiseite und füllen den neu entstandenen Raum mit Orientalischem („Roller Coaster“) und beeindruckenden Langzeit-Harmonien („Wrong Vibrations“).

Nach einer dreijährigen Schaffenspause melden sich Balthazar zwar nicht komplett erneuert, aber in vielerlei Hinsicht doch markant verändert zurück. Quasi: auf bewährtem Floß zu neuen Ufern.

Mag sein, dass nicht jeder Fan der ersten Stunde sogleich vor Freude in die Luft springen wird. Interessierte Neueinsteiger hingegen, denen chillige Indie-Pop-Sound besonders am Herzen liegen, werden die punktuelle Neuausrichtung der Belgier durchaus zu schätzen wissen.

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