Fünf Jahre nach dem unerwarteten Verlust seiner Mutter singt sich Woods Of Birnam-Kopf Christian Friedel sein Leid von der Seele. Die Verarbeitung von tiefem Schmerz gipfelt aber keineswegs in einem Düster-Soundtrack.
Statt dem aufwühlenden Inhalt Musikalisches aus der Schattenwelt zur Seite zu stellen, überraschen Christian Friedel und seine Woods Of Birnam-Kollegen mit einer experimentierfreudigen Melange aus blubbernden Club-Sounds und harmonischen Klängen aus den Bereichen Electro-Pop und Indie-Pop.
Alles beginnt mit einem verkopften Trommelwirbel. Kurz darauf übernehmen sphärische Synthies und 70s-Pop-Chöre das Kommando („No Love Out – No Love In“). Der Titeltrack stülpt sich das klassische Indie-Pop-Gewand über. Dann geht es runter in den Keller.
In der Folge wird getanzt. Schweiß tropft von den Belüftungsrohren. Strobolichter zucken durch die Dunkelheit („Isolation“). In der Chill-Out-Area gehen kühlende Erfrischungsgetränke rum („All We Need“).
Aus den Boxen tönen die ersten nachhaltigen Harmonien. Es wird zunehmend poppiger. Gitarren stoßen dazu. Und plötzlich lauscht man der vielleicht schönsten Ballade des Jahres („Homeless“).
Mit der luftigen Pop-Hymne „I Didn’t Notice“ legen Woods Of Birnam in puncto Melodien sogar noch eine Schippe drauf. Aus dem clubbigen Kokon schält sich ein kunterbunter Pop-Schmetterling in die Freiheit.
Umgeben von inhaltlichem Verarbeitungsschmerz schneidet sich Schauspieler Friedel („Das weisse Band“, „Russendisko“) ein Sound-Pflaster zurecht, das vielleicht nicht alle Wunden heilt. Bereits nach dem ersten Durchlauf von „Grace“ steht allerdings fest: Viel intensiver und positiver kann man der Dunkelheit wohl kaum Paroli bieten.