Wieder einmal großer Bahnhof am Störmthaler See zum diesjährigen Highfield Festival. Zum 8. Mal machte der Festival-Zirkus auf der Magdeborner Halbinsel Station, wo neben Feiern und Musik exquisiter Beach-Schabernack das Angebot der ausverkauften Veranstaltung abrundete.
Gut, dass Erfrischung am Strand zur Verfügung stand, denn die Hitze war humorlos und die Dürre der letzten Monate hatte auch dem Highfield-Gelände den Charme einer mexikanischen Wüste verpasst. Unzählige Helfer wässerten Parkflächen, stellten Wassertanks auf und patrouillierten mit Feuerlöschern über das weitläufige Camping-Areal.
Eine witterungsbedingte Absage stand seitens der Veranstalter nie zur Debatte. Das wäre auch bitter gewesen, hatten die Booker für die diesjährigen Auflage doch erneut ein dickes Line-Up aus Newcomern und Highfield-Wiederholungstätern an den Rand Leipzigs geholt. Dazu einige jener Künstler in den Ring gebeten, deren Auftritt bei der letztjährigen Auflage aufgrund eines Unwetters am Festival-Freitag ins Wasser fiel.
Nachdem Itchy (formerly known as Itchy Poopzkid), Radio Havanna und Massendefekt zum Auftakt ordentlich unterwegs waren, betraten The Subways die Bühne. Die beiden Herren und „Rock & Roll Queen“ Charlotte Cooper sorgten dafür, dass der Moshpit zum ersten Mal einen Staubsturm über den Köpfen aufwirbelte.
Auf der grünen Seite derweil ein Kracher aus New York: Gogol Bordello, deren Frontmann an Willy DeVille erinnerte, mischten mit ihren Gypsie-Punk sich und Publikum kräftig auf.
Während die 2017 jäh unterbrochenen 257ers ihren Rap-Hüttengaudi unter`s Volk brachten, wanderten die Blicke sorgenvoll gen Himmel. Dunkel wurde es, aber trotz Unwetterwarnungen kam das Festival mit einem blauen Auge davon. Lediglich der Riesenradbetrieb wurde eingestellt und die Nässe von oben war mehr Segen als Fluch.
Publikumsliebling Clueso, der nach dem großen Guss im letzten Jahr die Stimmung aus dem Wasser zog, gefiel mit großer Kapelle und sensiblen Songs, band bei „Neuanfang“ und „Chicago“ die Fans früh stimmlich ein.
Es gab den ironisch-dekadenten Wiener Schmäh von Bilderbuch, Folk-Feuerwerk von den Dropkick Murphys und einen Alligatoah (in Bälde mit frischer Platte), der sein Rap-Kabarett als Akustik-Set aufführte, bis schliesslich Billy Talent zum Abschluss des Tages den kanadischen Rock-Hammer kreisen ließen.
Am Samstagnachmittag war die Blue-Stage fest in der Hand des Sprechgesang: Zugezogen Maskulin zündeten den Adrenalin-Booster, die Pizzaboten der Antilopen Gang politisierten mit Hardcore-Einlagen, Prinz Pi’s Hip-Hop-ABC sorgte für Kreischlarm.
Ein Highlight des Vorabends: Dendemann. Einst vom Neo Magazin Royale ausgezogen, um sich um ein neues Album zu kümmern, lieferte der Altmeister des Deutsch-Rap einen schnick-schnack-losen Gig voller subtilen Wortwitz.
Ein großer Auftritt an dieser Stelle, den danach auch Kontra K lieferte und bewies, weshalb er nicht nur bei Corner-Kids als einer der Rapper der Stunde gehandelt wird.
Nebenan lief musikalischer Kontrast mit den Noise-Rockern Fjørt oder den melancholischen Analysten Kettcar.
Bad Religion mussten aus familiären Gründen passen, ihr „Ersatz“, die Donots, waren selbstverständlich mehr als ein Notnagel. Mit der Bahn angereist (und deshalb selbsternannte „ICE-Punks“) und als erklärte Fans der ausgefallenen Amerikaner am Start, legten die Donots einen mindestens so fulminanten Auftritt hin, wie es ihre Role-Models aus L.A. getan hätten, inklusive einer Cover-Version von deren „Do What You Want“.
In diesem Sinn ging es mit Flogging Molly und Kult-Schweden The Hives in die nächsten Highspeed-Runden. Rechts die Beats von Parov Stelar, links die in der Blütezeit ihres Schaffens ballernden Broilers – ein perfekter Tag ging zu Ende.
Als das Festival am Sonntag auf die Zielgerade bog, waren viele der 35.000 Besucher (im Alter zwischen schulischen Abschlussprüfungen und Mitte Zwanzig mit Streuungsmaß von zehn bis sechzig) einige Energy-Drinks weiter und um einige Augenringe reicher.
Trotzdem legten sie sich weiter fest ins Zeug. Das tat jemand anderes allerdings auch: Die Sonne knallte vom Himmel und war sicher ein Grund, weshalb am Nachmittag vor den Bühnen etwas mehr Beinfreiheit als üblich vorhanden war.
Wer zu diesem Zeitpunkt schon da war, erlebte Punkiges von Adam Angst und den Haudegen von ZSK, gefielen neben Maximo Park die glitzernden Wombats mit vielen Hits nebst dem kuscheligen Namensgeber auf der Bühne.
Die übernächtigten Fünf Sterne deluxe, bei der Anreise laut Selbstauskunft noch kotzend, hauten einen schnodderig-souveränen Mega-Gig raus, den nebenan Stimmungskanone Bosse, der bereits während der ersten Songs mit Damenunterwäsche beworfen und Wünschen nach gemeinsamem Nachwuchs aus den vorderen Reihen konfrontiert wurde, gewohnt quirlig konterte.
Die Editors schwelgten ausgiebig im Pathetischen, Madsen rockten bodenständig, Mando Diao setzten auf Bewährtes, die troyen Fantas bleiben zeitlos.
Marteria setzte mit Co-Champion Casper, in Erwartung der gemeinsamen „1982“-Platte nicht wirklich ein Überraschungsgast, schließlich dem Festival die Krone auf.
Ein extrem gelungenes 2018er Highfield ist Geschichte. Auf ein Neues vom 16.-18.08.2019!